Berlin (epd). Der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen kritisiert die anhaltende Schließung von Bordellen und Prostitutionsbetrieben wegen der Corona-Pandemie. Das andauernde Verbot von Sexarbeit erweise sich als "systematisches Ausblutenlassen einer ganzen Branche", warnte der Verband am Freitag in Berlin. Insbesondere kleine und mittelgroße Betriebe würden durch das coronabedingte Berufsverbot irreparabel geschädigt.
Der Verband warnte weiter, durch das seit einem halben Jahr bestehende strikte Öffnungsverbot in den meisten Bundesländern würden die Betreiber der Einrichtungen in den Ruin und die betroffenen Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in die Illegalität getrieben. Sie seien auf sich allein gestellt und müssten größere Risiken, geringeren Schutz und ungewohnte Arbeitsweisen in Kauf nehmen.
Auch die sogenannten Mega-Bordelle, wie das "Pascha" in Köln, seien an ihrem finanziellen Limit angelangt. Für die rund 100 Sexarbeitenden, die normalerweise im "Pascha" arbeiten, fielen damit die Sicherheitsvorkehrungen innerhalb des Bordells, die gewohnten Arbeitsabläufe, der Austausch mit Kolleginnen sowie eine nach Hygiene-Vorschriften geregelte Umgebung weg. Die Diskriminierung und Diffamierung von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern im Rahmen der Corona-Krise führe nicht nur dazu, dass eine ganze Branche pleite gehe, "sie pervertiert darüber hinaus auch jeglichen Schutzgedanken sowie das Prinzip der Gleichbehandlung", kritisierte der Verband.