Rund 300.000 Menschen vor Gewalt in Nord-Mosambik geflohen

Genf, Maputo (epd). Die eskalierende islamistische Gewalt im nördlichen Mosambik zwingt laut dem Roten Kreuz immer mehr Menschen in die Flucht. Seit Beginn der Feindseligkeiten 2017 seien in der Provinz Cabo Delgado rund 300.000 Menschen geflüchtet und 90 Prozent der Gesundheitseinrichtungen zerstört worden, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz am Mittwoch in Maputo mit.

Zudem seien Schulen angegriffen und Farmland verwüstet worden, hieß es vom IKRK. In jüngster Zeit seien viele Binnenflüchtlinge in die Provinzhauptstadt Pemba gelangt, wo die Krankheit Covid-19 sich stark ausbreitet. Die traumatisierten Menschen hätten die bittere Wahl zwischen Gewalt und dem Risiko, sich mit Covid-19 anzustecken, sagte Raoul Bittel, IRK-Operationschef in Pemba. Mit Hilfe des Roten Kreuzes sei in Pemba das größte Behandlungszentrum in Mosambik für Covid-19-Patienten errichtet worden.

Im laufenden Jahr habe sich die Gewalt in Cabo Delgado verschärft. Islamisten versuchen, Gebiete zu erobern, oft ohne auf Gegenwehr der Armee zu stoßen. Die Angreifer nennen sich "Ahlu Sunna Wa-Jamah" ("Jünger der Tradition des Propheten") und haben der Terrormiliz "Islamischer Staat" die Treue geschworen. Ende März eroberten sie in Cabo Delgado erstmals zwei Distrikthauptstädte und hielten sie stundenlang besetzt. Der muslimisch geprägte arme Norden von Mosambik spielt wegen einer geplanten Erdgasförderung eine wichtige Rolle.