Logopäden-Fall: Folgeermittlungen führen zu weiteren Tatverdächtigen

Bamberg (epd). Seit der Festnahme eines inzwischen rechtskräftig wegen Kindesmissbrauchs verurteilten Würzburger Logopäden sind bisher 44 weitere Tatverdächtige ermittelt worden. 27 von ihnen kommen aus Deutschland, wie die Zentralstelle Cybercrime Bayern und das bayerische Landeskriminalamt am Mittwoch in Bamberg mitteilten. Der Mann war Ende März 2019 festgenommen worden. Experten der beiden Behörden hatten unmittelbar danach mit umfangreichen Folgeermittlungen zu den Kontakten und Verbindungen des Logopäden in der weltweiten Pädophilen-Szene begonnen.

Die ermittelten Tatverdächtigen in Deutschland stammen aus allen Bundesländern außer Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen. Die 17 Personen aus dem Ausland kommen aus Belgien, Frankreich, Italien, Österreich sowie der Schweiz. Die Ermittlungsverfahren zu diesen Tatverdächtigen seien an die dortigen Behörden weitergeleitet worden. Darüber hinaus wurden bei vielen weiteren Nutzern von Kinderporno-Foren im Netz "vielversprechende Ansätze zu deren Identifizierung" gewonnen und an die zuständigen Behörden etwa in den USA oder Russland weitergeleitet, wie es hieß.

Die Ermittlungen der Bamberger Experten hätten auch bereits geplante Missbrauchstaten verhindert, teilte die Zentralstelle Cybercrime bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg mit. So habe ein tatverdächtiger Schweizer unmittelbar vor einem weiteren geplanten Missbrauch eines fünfjährigen Kindes festgenommen werden können. Auch die Betreiber eines Kinderpornografie-Forums seien durch die Bamberger Experten ermittelt worden. Dabei handelt es sich um einschlägig verurteilte Pädophile, die aktuell eine Haftstrafe in Wien verbüßen und aus dem Gefängnis heraus die Kinderporno-Plattform betrieben hatten.

Der Würzburger Logopäde Oliver H. ist inzwischen rechtskräftig wegen Kindesmissbrauchs verurteilt. Die Verteidiger des 38-Jährigen zogen am Montag ihre Revision gegen die vom Landgericht Würzburg verhängte Freiheitsstrafe von elf Jahren und vier Monaten zurück. Das Gericht hatte gegen den Mann auch ein lebenslanges Berufsverbot verhängt. Der Verurteilte hatte sich während Einzeltherapien vor allem an geistig behinderten Jungen vergangen und die Taten gefilmt. Die Taten wurden zwischen 2012 und 2019 unter anderem auch in zwei evangelischen Kitas begangen.