Extremismusforscher warnt vor wachsender Demokratiefeindlichkeit

Köln (epd). Der Sozialwissenschaftler und Rechtsextremismusforscher Alexander Häusler warnt vor einer wachsenden offenen Demokratiefeindlichkeit. Mit Blick auf Rechtsextreme auf den Stufen des Berliner Reichstagsgebäudes bei einer Großdemonstration gegen Corona-Auflagen am Samstag kritisierte Häusler am Dienstag im WDR5-"Morgenecho" eine besorgniserregende Mischung verschiedener Strömungen und eine deutliche Radikalisierung nach rechts.

Was in Berlin zu beobachten gewesen sei, sei nicht nur eine fehlende Distanzierung von Rechtsextremen, sondern vielmehr eine zunehmende Übernahme von Verschwörungsanschauungen, eine offene Ablehnung des demokratischen Systems und den Wunsch, dagegen einen Volksaufstand inszenieren zu wollen, sagte der Wissenschaftler vom Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus der Hochschule Düsseldorf. Dieses Potenzial nehme zu. "Es besteht die Gefahr, dass wir durch diese Verbreitung von Demokratieverachtung auch eine Verbreitung von offen demokratiefeindlichen Strömungen bekommen", sagte Häusler.

In Berlin seien am Samstag nahezu alle Strömungen aus dem "Rechtsaußen-Spektrum" vertreten gewesen, von Parteien wie der AfD, rechtsextremen Parteien wie der NPD, dem Dritten Weg, der Partei "Die Rechte" über Gruppierungen wie den Identitären und "massenhaften Strömungen aus der Reichsbürgerszene", erklärte er. Hinzu kämen Gruppierungen, die sich eigentlich eher anlassbezogen im Kontext der Pandemie entwickelt hätten.

Der Extremismusforscher sprach von einer "Mischung aus Impfgegnern und Esoterikern, die mit querulantischem Verhalten und hyperindividualistischen, unsolidarischen Vorstellungen und Forderungen" angetreten seien und sich mischten mit Rechtsextremen. Diese "explosive Mischung zwischen Esoterikern, Verschwörungsgläubigen, Reichsbürgern und Rechtsextremen" müsse genau in den Blick genommen werden, weil erkennbar sei, dass dort Demokratiefeindlichkeit weit über den organisierten rechten Rand hinausreiche, mahnte Häusler: "Es droht die Gefahr, dass sich das weiter organisiert."