Magdeburg (epd). Im Prozess gegen den Attentäter von Halle ist am Dienstag vor dem Oberlandesgericht Naumburg das Geschehen in der Synagoge in den Blick genommen worden. Geladen waren für den achten Prozesstag insgesamt sieben Zeugen. Die erste Zeugin, eine 32-jährige in Berlin lebende Amerikanerin, war nach eigenen Angaben mit einer Gruppe am 9. Oktober 2019 nach Halle gereist, um dort gemeinsam den Feiertag Jom Kippur zu begehen und den ganzen Tag zu beten. Kurz vor dem Anschlag sei sie für einen Spaziergang aus der Synagoge gegangen. Ein Sicherheitsmann habe die Tür hinter ihr geschlossen, sagte sie.
Die Zeugin, deren Großvater ein Holocaust-Überlebender sei, sagte weiter, sie habe sich sicher gefühlt. Die Synagoge sei ein sicherer Ort für sie gewesen. Auf einer Parkbank sitzend habe sie laute Geräusche wahrgenommen, gefolgt von Stille. Sie hatte nach eigenen Worten das Gefühl, sie sollte noch sitzen bleiben. Als sie zurückkam, sei bereits Polizei an der Synagoge gewesen. Nach dem Anschlag sei bei ihr eine posttraumatische Stresserkrankung diagnostiziert worden. Der Attentäter habe sich aber mit den Falschen angelegt. Für sie ende es heute hier, sagte die Zeugin, die weiter in Berlin leben will.
Stephan B. hatte am 9. Oktober 2019 aus einer antisemitischen Motivation heraus einen Anschlag auf die Synagoge verübt, zwei Menschen erschossen und weitere verletzt. Die Bundesanwaltschaft hat ihn wegen Mordes in zwei Fällen und versuchten Mordes in mehreren Fällen sowie weiteren Straftaten angeklagt. Mit Sprengsätzen und Schusswaffen wollte er in die abgeschlossene Synagoge gelangen, um möglichst viele Juden zu töten. Zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hielten sich dort 52 Gläubige auf.