Scharzfeld (epd). An der Einhornhöhle im Südharz, die als wichtiger Fundplatz für die Erforschung der Neandertaler im Norden gilt, werden im September die Grabungen wieder aufgenommen. Wie das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege am Montag mitteilte, soll der Eingangsbereich zur Höhle weiter erschlossen werden. Mit Hilfe freigelegter Steingeräte sowie mit physikalischen Altersdatierungen für die verschiedenen Fundschichten wollen die Forscher klären, wann und unter welchen Klimabedingungen sich früher Menschen im Harz aufgehalten haben. An der Grabung beteiligen sich den Angaben zufolge Studierende aus Göttingen, Clausthal-Zellerfeld, Braunschweig, Tübingen, Regensburg und Bochum.
Die Einhornhöhle liegt nahe der Ortschaft Scharzfeld im Landkreis Göttingen. Sie ist die größte begehbare Höhle im Westharz, die Gänge sind insgesamt rund 700 Meter lang. Bereits im Mittealter suchten Sammler in der Höhle nach Tieren, die sie für Einhörner hielten. Erst später erkannten Forscher, dass es sich bei den Knochenfunden um fossile Reste von Großsäugetieren handelte, vor allem von Höhlenbären und Wölfen.
In den 1980er Jahren ergaben Ausgrabungen, dass die Höhle vor mehr als 100.000 Jahren über lange Zeiträume von den Neandertalern besiedelt war. Heute ist die Höhle ein Touristenmagnet. Knapp 25.000 Besucher kommen jährlich nach Angaben der "Gesellschaft Unicornu fossile", die die Einhornhöhle betreibt. Sie dient auch als Kulisse für Fernseh- oder Filmaufnahmen. Die Höhle ist zudem der kälteste Naturort in Norddeutschland.