Heidelberg (epd). Auch hochbetagte Pflegeheimbewohner sind nach Ansicht von Professor Andreas Kruse in der Lage, moderne Internettechnik zu nutzen. "Empirische Untersuchungen bestätigen eindrucksvoll, dass alte Menschen dann, wenn sie in die Nutzung von Internet, Smartphone oder Apps eingewiesen werden, vielfach Freude am Arbeiten mit neuen Techniken entwickeln", sagte der Heidelberger Psychologe und Gerontologe dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Mit dem Einzug von Skype, Twitter oder Videotelefonie würden Bewohnerinnen und Bewohner "viel mehr Möglichkeiten finden, mit der Außenwelt zu kommunizieren, sie werden sehr viel mehr Angebote zur Stimulation im kognitiven, sozialen, emotionalen und alltagspraktischen Bereich vorfinden", sagte der Mitautor des kürzlich veröffentlichten achten Altenberichts der Bundesregierung. "Diese technischen Innovationen haben ein hohes Anregungs-, Rehabilitations- und Unterstützungspotenzial." Zugleich betonte der Experte: "Den zwischenmenschlichen Kontakt sollen und dürfen sie nicht ersetzen."
Alte Menschen benötigen laut Kruse genauso wie Menschen in jüngeren Lebensjahren Unterstützung bei der Ausbildung von Internetkompetenz. "Dann sind sogar Menschen mit erheblichen kognitiven Einbußen in der Lage, sich mit bestimmten digitalen Techniken anzufreunden." Das wurde in Untersuchungen eindeutig nachgewiesen: "Hüten wir uns unbedingt vor der Annahme, dass alle Bewohner von Pflegeheimen mit massiven kognitiven Einbußen konfrontiert wären. Dem ist nicht so."
Für die nötigen Schulungen und die fachliche Begleitung in den Einrichtungen sieht der Experte drei Gruppen, die hier tätig werden könnten. Kruse nennt Bewohner, die schon digitale Kompetenzen haben und diese gerne weitervermitteln. Zudem könnten Betreiber von Pflegeheimen eine oder mehrere Fachpersonen beauftragen, das zu übernehmen. "Und schließlich sollte man nicht vergessen, dass es auch ehrenamtlich interessierte und tätige Personen gibt, die gerne bereit sind, Bewohner im Umgang mit digitaler Technik zu unterstützen."