Martin Hein hofft auf Ökumene-Abendmahl beim Kirchentag 2021
Ehemaliger Bischof hofft auf baldige gegenseitige Gastfreundschaft - Kritiker müssen ihre Position begründen
Der frühere Kasseler Bischof Martin Hein hofft auf eine wechselseitige eucharistische Gastfreundschaft beim Abendmahl auf dem 3. Ökumenischen Kirchentag 2021: Nicht die Zulassung, sondern die Ablehnung müsse theologisch begründet werden.
29.08.2020
epd
Von Stephan Cezanne (epd)

Kassel/Frankfurt a.M. (epd). Der Ökumene-Experte und frühere Kasseler Bischof Martin Hein hofft auf eine wechselseitige eucharistische Gastfreundschaft auf dem 3. Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main 2021. "Ich hatte diese Hoffnung schon beim Frankfurter Kirchentag 2001 geäußert, bald 20 Jahre danach ist nichts passiert", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er rede nicht von einem "gemeinsamen Abendmahl", also einer sogenannten Interzelebration, es sei auch keine Preisgabe des eigenen Kirchenverständnisses, es wäre "einfach ein Akt gegenseitiger Gastbereitschaft".

"Jetzt ist der Zeitpunkt für die gegenseitige Zulassung da", so Hein, der von 2000 bis 2019 Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck war. Anfang September scheidet er aus dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) aus.

Die Befürworter einer gegenseitigen Einladung von Protestanten und Katholiken zu Abendmahl und Eucharistiefeier hätten in den vergangenen Jahrzehnten ihre Position hinlänglich begründet, fügte Hein hinzu. Nun sei es an der Zeit, dass die Kritiker einer solchen Praxis auf katholischer Seite ihren Standpunkt "in der gleichen theologischen Intensität begründen". Er hoffe auch weiterhin auf ein entsprechendes ökumenisches Signal der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, "und darüber hinaus", so Hein.

Hein war bis zum Frühjahr 2020 evangelischer Leiter des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen, der im September 2019 eine Studie zur wechselseitigen Abendmahlsteilnahme vorgelegt hatte. Danach soll eine Teilnahme an der Feier der jeweils anderen Konfession möglich sein, ohne die bestehenden Unterschiede zu leugnen.

Der "Ökumene-Minister" des Vatikans, der Schweizer Kardinal Kurt Koch, gebe dem 500. Jahrestag der Confessio Augustana im Jahr 2030 hohes Gewicht, fügte Hein hinzu: "Wenn das wirklich die Perspektive für die gegenseitige Einladung - und darauf müssen wir wirklich zugehen - sein sollte, dann muss es spätestens wenigstens dann sein. Dennoch erscheint mir dies viel zu lange hin." Das Augsburgische Bekenntnis von 1530 (Confessio Augustana) gehört zu den wichtigsten Bekenntnisschriften und Glaubensdokumenten vor allem der evangelisch-lutherischen Kirchen.

Zum Stand der Ökumene in Deutschland sagte Hein, es gebe durchaus in ethischen Fragestellungen theologische Unterschiede zwischen den Kirchen. Als Beispiele nannte er die Themen Gentechnologie und Lebensschutz. Zugleich seien aber die Gemeinsamkeiten in vielen anderen Bereichen sehr groß. Hein: "Ich möchte nicht, dass wir Protestanten als diejenigen gelten, die den Lebensschutz aufweichen, während allein die Katholiken als dessen Befürworter betrachtet werden. Diese Schwarz-Weiß-Malerei trägt nicht weiter. Mir ist es wichtig, den Fokus auch auf das Verbindende zu legen." Das gemeinsame Wort der beiden Kirchen "Vertrauen in die Demokratie stärken" aus dem vergangenen Jahr, das sich gegen ein Erstarken populistischer sowie anti-demokratischer Kräfte richtet, sei dafür ein gutes Beispiel.

"Ökumene ist im Ganzen zudem nicht nur evangelisch und katholisch", das sei ihm im ACK-Bundesvorstand wichtig gewesen, sagte Hein. Er sei dankbar für die Mitarbeit der Orthodoxen, aber zur Ökumene gehörten eben auch die vielen Freikirchen, die leider oft übergangen würden. "Im Garten Gottes gibt es viele bunte Blumen. Der Garten Gottes ist keine Plantage", sagte er.

Der Theologieprofessor Hein gilt als einer der profiliertesten Köpfe der evangelischen Kirche in Deutschland. Der 66-Jährige ist auch Mitglied der Kammer für Theologie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und gehörte 13 Jahre lang dem Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf an.