Berlin (epd). Im Streit zwischen mehreren Bundesländern und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) um die Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ihrem Minister den Rücken gestärkt. "Ich halte das für richtig", sagte Merkel am Freitag in der Bundespressekonferenz in Berlin auf die Frage, was sie davon hält, dass Seehofer eigene Landesaufnahmeprogramme von Berlin und Thüringen gestoppt hat.
Politisch müssten zwei Dinge erreicht werden: Deutschland müsse seiner Verantwortung gerecht werden, zugleich müsse an einer europäischen Lösung gearbeitet werden. Wenn sich aber in Europa herumspreche, dass alle Flüchtlinge von Deutschland aufgenommen werden, "dann werden wir nie eine europäische Lösung bekommen", sagte Merkel.
Der Bundesinnenminister müsse den Brückenschlag finden zwischen lokalen Bereitschaften und europäischen Begebenheiten. "Und deswegen handelt er da richtig", betonte die Kanzlerin.
Die große Koalition hatte sich darauf verständigt, unbegleitete und kranke Minderjährige aus den überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln nach Deutschland zu holen. Nach bisherigen Plänen werden rund 900 Personen über dieses Programm einreisen. Berlin und Thüringen wollten darüber hinaus eigene Landesaufnahmeprogramme auflegen, um weitere Flüchtlinge zu holen. Seehofer hatte sein dafür notwendiges Einverständnis aber verweigert.
Merkel sagte, die Bundesländer müssten auch "mit offenen Karten spielen". Die Aufnahmebereitschaft der Länder münde manchmal auch darin, dass die Bundesregierung anschließend um finanzielle Unterstützung bei der Versorgung gebeten werde. Gleichzeitig räumte sie ein, dass die Lage in Lagern wie dem in Moria auf Lesbos "unzumutbar" sei.