Frankfurt a.M., Monrovia (epd). In Liberia gerät die Regierung wegen der weit verbreiteten sexuellen Gewalt unter Druck. In der Hauptstadt Monrovia haben Sicherheitskräfte gewaltsam eine Demonstration gegen die Zustände und die Straffreiheit der Täter aufgelöst, wie die Zeitung "Liberian Observer" am Freitag berichtete. Mehrere tausend Menschen hatten demnach härtere Maßnahmen der Regierung gegen die Gewalt gegen Frauen gefordert.
Präsident George Weah steht in der Kritik, weil er sich bisher nicht geäußert und eine Petition der Protestierenden nicht entgegengenommen hat. Die liberianischen Friedensnobelpreisträgerinnen Leymah Gbowee und Ellen Johnson Sirleaf unterstützten die Proteste. Frauen und Mädchen hätten lange genug gelitten, erklärte die frühere Präsidentin Johnson Sirleaf am Donnerstagabend auf Twitter. Die Friedensaktivistin Gbowee erklärte, der Einsatz von Tränengas und Gewalt sei unvorstellbar.
In Monrovia fanden in den vergangenen Tagen mehrmals Proteste statt, bei denen die Demonstranten die Regierung aufforderten, den Notstand wegen der sexuellen Gewalt zu verhängen. Einem Bericht des britischen Senders BBC zufolge wurden seit Januar mehr als tausend Vergewaltigungsfälle in dem Land mit rund fünf Millionen Einwohnern gemeldet. Die Dunkelziffer liegt vermutlich weitaus höher.
In Liberia tobte bis 2003 ein blutiger Bürgerkrieg mit weit verbreiteter sexueller Gewalt. Die meisten Täter wurden nicht verfolgt. Laut den Vereinten Nationen behindern unter anderem Korruption und schlecht ausgerüstete Behörden die Ahndung der Verbrechen. Zudem würden viele Opfer wegen traditioneller Geschlechterrollen und der Angst vor Stigmatisierung Vergewaltigungen nicht zur Anzeige bringen.