Hannover (epd). Der Bundeselternrat stellt den Kultusministern und -ministerinnen zum Schuljahresbeginn in Corona-Zeiten ein schlechtes Zeugnis aus. "Eine Vier minus - eine bessere Note haben die Politiker für die Vorbereitung des Schuljahres nicht verdient", sagte der Vorsitzende des Bundeselternrats, Stephan Wassmuth, dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Freitag). "Diese Bewertung ist noch sehr freundlich angelegt", setzte er hinzu.
Wassmuth sagte: "Die Kultusminister erinnern an Schüler, die vor einer wichtigen Klassenarbeit nicht oder nur das Allernötigste lernen - in der Hoffnung, sie werden schon irgendwie durchkommen." Für Politiker, die Verantwortung für die Gesundheit Hunderttausender trügen, sei das zu wenig. Als Beispiel nannte er die Frage des Lüftens: "Jedes Kind weiß mittlerweile, dass Aerosole in der Corona-Pandemie entscheidend für die Verbreitung des Virus sind. Wir müssen lüften, lüften, lüften!" Das gehe aber gar nicht in allen Klassenräumen. "Da hätte man schon in den Ferien umbauen oder technische Lösungen mit Luftfilteranlagen suchen müssen."
Der oberste Elternvertreter bemängelte, die Sommerferien hätten genutzt werden müssen, um die Lehrer in Sachen digitalem Unterrichten fortzubilden. Das sei so nicht passiert. "Für Schüler und Eltern bleibt es ein Lotteriespiel: Einige haben das Glück, dass die Schulleitung sich schon seit Jahren um das Thema kümmert. An vielen Schulen funktioniert wenig bis gar nichts." Wassmuth warnte darüber hinaus: "Das Chaos wird im Fall von großflächigen Schulschließungen auch beim nächsten Mal riesig sein."