Tübingen (epd). Dürre kann bei einigen Pflanzenarten zu beschleunigten Erbgutveränderungen führen. Zu dieser Erkenntnis kommt ein Team der Universität Tübingen, das erforschte, wie sich Pflanzen an geringere Niederschlagsmengen anpassen. Nach Miteilung der Hochschule vom Donnerstag waren auch Forscher der Universitäten Hildesheim, Münster und Köln an der Studie beteiligt.
Die Botschaft der Studie sei "nur bedingt optimistisch", sagte Professorin Katja Tielbörger: "Zwar konnten wir belegen, dass eine schnelle Evolution bei wichtigen Pflanzeneigenschaften möglich ist", erklärte sie. "Daneben gibt es aber auch Eigenschaften, bei denen die Anpassungsprozesse womöglich zu langsam ablaufen, um mit dem Klimawandel Schritt zu halten."
Die Arbeitsgruppe um Tielbörger wertete ein Langzeitexperiment in Israel aus. Dort wurde in einer Halbwüstenlandschaft über zwölf Jahre hinweg das Wachstum und Gedeihen von Pflanzengemeinschaften bei experimentell veränderten Niederschlägen untersucht. Sie wurden teils zusätzlich bewässert, teils wurde Regen mit Hilfe von speziellen Dächern reduziert.
Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf das Brillenschötchen (Biscutella didyma), eine Art, die in extremen Wüsten bis hin zu mediterranen Gebieten vorkommt. Die Forscher beobachteten, dass ursprünglich an feuchtere Bedingungen gewöhnte Pflanzen unter künstlicher Dürre innerhalb von zehn Jahren einen früheren Blühzeitpunkt entwickelten und mehr Ressourcen in die Samenproduktion steckten.
Das seien "klassische Anpassungen an sehr trockene Bedingungen, wie sie zum Beispiel bei Wüstenpflanzen zu finden sind", sagte Tielbörger. Das Experiment liefere damit einen starken Hinweis darauf, dass die Evolution dieser Eigenschaften tatsächlich eine Anpassung an den Klimawandel darstelle.
Es gab den Forschern zufolge aber auch mehrere überlebenswichtige Eigenschaften, die die Pflanzen im Experiment nicht entwickelten, etwa die Effizienz der Wassernutzung oder die Länge der Samenruhe. Die Studie erscheint in der Fachzeitschrift "Ecology Letters".