Eigentlich sind sie ziemlich enttäuscht von ihrer Kirche. Gerne würden sie richtig mitmischen, doch sie fühlen sich in ihrem jugendlichen Elan ausgebremst. Eva, die beiden Leas, Roman und Theresa sind "Teamer", engagieren sich ehrenamtlich als Betreuerinnen und Betreuer bei Freizeiten. Sie selbst haben die Kirche als eine gute Sache erlebt, erzählen die jungen Leute. Und doch leiden sie an ihrer evangelischen Kirche und fordern Veränderungen ein.
Reichlich verstaubt, strukturell verkrustet und wenig offen für neue Ideen: So lässt sich zusammenfassen, wie viele junge Menschen die Kirche sehen, erzählen sie. Die auch für die Kirchenwahlen in der Evangelischen Kirche der Pfalz am 29. November (1. Advent) gebetsmühlenhaft wiederholte Einladung, alle seien zum Mitmachen herzlich eingeladen, sei unglaubwürdig, kritisiert die 23-jährige Politikstudentin Eva aus Ludwigshafen. In den Presbyterien säßen vor allem "alte Leute", die Vertreter der jungen Generation "nicht wirklich ernst" nähmen und sie nicht mitwirken lassen wollten. Da sei die "Hemmschwelle" zum Mitmachen hoch.
Sechsjährige Wahlperiode der Presbyteriumsvertreter "zu lang"
Weder Eva noch die anderen "Teamer" können sich einen Presbyteriumsposten in einer Kirchengemeinde vorstellen. "Man weiß auch gar nicht, was die machen", sagt die 17-jährige Schülerin Lea aus Bad Bergzabern. Und Roman, 16, aus dem Dekanat Bad Dürkheim hatte nach seiner Konfirmation "noch nie Kontakt" zu seinen Gemeindevertretern.
Vor allem die Wahlperiode der Presbyteriumsvertreter für sechs Jahre schrecke Jüngere davon ab, Verantwortung zu übernehmen, sagt die 19 Jahre alte Jurastudentin Lea aus Frankenthal. Viele junge Menschen, die vollauf mit Schule, Studium oder Job beschäftigt seien, könnten und wollten sich nicht so lange binden. Für sie müsse es möglich sein, sich zeitlich begrenzt in Projekte einzubringen, sagt Lea. Wichtig seien Angebote, die junge Leute in Übergangsphasen, wie nach der Konfirmation in der Kirche hielten.
Zudem sei mehr digitale Kommunikation in den Kirchengemeinden nötig, betonen die jungen Leute. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass der Informationsaustausch, Sitzungen und auch Online-Gottesdienste über soziale Medien gut funktionierten. Und klar: Man könnte sich ja selbst übers Internet informieren, wenn man sich in der Kirche engagieren wolle, räumen sie ein. Wenn da nicht oft auch ein gutes Stück Bequemlichkeit oder Desinteresse wäre, wie die 21-jährige Theresa aus Bad Dürkheim sagt. "Es gibt schon viele junge Leute, die etwas oberflächlich und egoistisch sind und nur das tun, was ihnen persönlich nützt."
"Man kann jungen Menschen etwas zutrauen"
Generell habe die Kirche - ob protestantisch oder katholisch - bei vielen jungen Leuten ein schlechtes Image, berichten die Aktiven. Viele fänden sich dort mit ihrer Lebenswirklichkeit nicht wieder. Kirchenkritisch eingestellte junge Leute wollten ohnehin nichts zu tun haben mit einer Institution, die in traditionellen Strukturen verharre. Die Missbrauchsskandale, der Umgang mit Homosexualität und die noch immer fehlende Gleichstellung von Männern und Frauen täten das übrige, zählen sie weiter auf.
Vielen jungen Menschen sei der christliche Glaube fremd, weiß Theresa. Viele Kinder und Jugendliche kämen nur über den Schulunterricht mit dem Thema Glauben und Kirche in Kontakt. Auch für junge Leute, die nicht gläubig sind, müsse sich die Kirche öffnen, appelliert sie. Ein Ansatzpunkt, um sie zu gewinnen oder zurückzugewinnen, sei die Mitarbeit bei Umwelt- oder Sozialprojekten. Dabei könnte die Kirche auch Kooperationen mit Hilfsorganisationen eingehen. "Man kann jungen Menschen etwas zutrauen", ermuntert die 17-jährige Lea. "Man muss sie nur machen lassen."