Berlin (epd). Der Medizinische Dienst der gesetzlichen Krankenversicherungen sieht das Angebot von Covid-19-Antikörpertests beim Hausarzt kritisch. Die Bereichsleiterin "Evidenzbasierte Medizin", Michaela Eikermann, verwies am Dienstag in Berlin auf eine nicht 100-prozentige Aussagekraft der Tests. Dies könne dazu führen, "dass sich Menschen in trügerischer Sicherheit wiegen". Der Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS), Peter Pick, beklagte, dass Patienten über die Unsicherheit des Tests nicht genügend aufgeklärt werden.
Mit den Tests will man herausfinden, ob jemand bereits Antikörper gegen das neuartige Coronavirus entwickelt und damit bereits eine Infektion durchgemacht hat. Die derzeit erhältlichen Tests haben allerdings eine Fehlerquote, so dass auch falsch negative oder falsch positive Ergebnisse ausgegeben werden. Zudem ist noch nicht geklärt, ob eine Immunität gegen das Coronavirus dauerhaft anhält. Eikermann warnte daher davor, aufgrund eines Testergebnisses die Abstands- und Hygieneregeln nicht mehr einzuhalten.
Die Tests werden von einigen Hausarztpraxen als sogenannte Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten. Laut MDS entstehen dafür je nach Test Kosten in Höhe von 17,50 bis zu 52 Euro, die der Patient selbst bezahlen muss. Zur Verfügung stehen Bluttests und sogenannte Schnelltests, die den Angaben zufolge aber als deutlich unzuverlässiger gelten.
Für den diesjährigen IGeL-Report hat der MDS zusätzlich zu Fragen zu üblichen IGeL-Leistungen im Juli rund 6.900 gesetzlich Versicherte nach ihren Erfahrungen mit Antikörpertests gefragt. Demnach wurde sechs Prozent der Patienten solch ein Test angeboten oder sie haben selbst danach gefragt. Der Befragung zufolge wurden die Patientinnen und Patienten aber oft unzureichend aufgeklärt. Ein Drittel sei beispielsweise nicht über die Unsicherheit des Tests informiert worden. Ein Viertel sei nicht darüber aufgeklärt worden, dass eine Immunität gegen das Coronavirus noch nicht erwiesen ist, hieß es.