Berlin (epd). Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe fordert angesichts knapper werdender Test-Kapazitäten eine zuverlässige Teststrategie für die Pflege. "Wenn die Zahl an Erkrankten ansteigt, können wir nicht schon wieder die hochgefährdeten Menschen in der Langzeitpflege mit massiven Einschränkungen belegen, bloß weil die Testkapazitäten nicht für das Pflegepersonal vorgehalten werden", sagte die Verbandspräsidentin Christel Bienstein am Dienstag in Berlin. Die Corona-Tests seien in den vergangenen Wochen massiv ausgeweitet worden, ohne aber Kapazitäten für Pflegefachpersonal freizuhalten.
Der Verband fügte hinzu, dass sowohl das Robert Koch-Institut als auch der Verband Akkreditierter Labore in der Medizin auf Engpässe in den Testkapazitäten hinwiesen. Seit der Sommerurlaubssaison können sich Urlaubsrückkehrer aus Nicht-Risikogebieten in Deutschland kostenlos auf das Virus testen lassen. Dieses Angebot soll es nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und seinen Länderkollegen nach Ende der Reisesaison nicht mehr geben, wie mehrere Medien nach einer Schaltkonferenz der Minister am Montag berichteten. Mit dieser Änderung sollten die Test-Kapazitäten nach dem Ende der Rückreisewelle wieder stärker im Bereich der Pflege und Krankenhäuser genutzt werden, hieß es weiter.
Der Verband der Pflegekräfte kritisierte zudem, dass es dem Pflegepersonal laut einer Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums zwar gestattet sei, sich seit Anfang Juni auch ohne Symptome und direkten Kontakt mit Infizierten auf das Virus testen zu lassen, dies in der Praxis allerdings wirkungslos bleibe. "Es kann nicht sein, dass Pflegefachpersonen nur dann Zugang zu Tests haben, wenn sie bereits Symptome aufweisen oder sie beim zuständigen Gesundheitsamt darum bitten müssen", sagte Bienstein. Notgedrungen veranlassten einige Pflegeeinrichtungen Tests für ihre Mitarbeiter auf eigene Kosten.