Naumburg (epd). Mit weiteren Zeugenvernehmungen wird am Dienstag nach mehrwöchiger Pause der Prozess gegen den Synagogen-Attentäter von Halle fortgesetzt. Geladen sind insgesamt sechs Zeugen und Sachverständige, wie das Oberlandesgericht Naumburg mitteilte. Im Mittelpunkt der Beweisaufnahme werde die Waffentechnik stehen. Einem kriminaltechnischen Gutachten zufolge, das am fünften Prozesstag vor rund drei Wochen verlesen wurde, gingen von allen selbstgebauten Waffen des Angeklagten "potenziell tödliche Gefahren" aus.
Der Prozess wird seit 21. Juli vor dem Oberlandesgericht Naumburg aus Platzgründen in Räumlichkeiten des Magdeburger Landgerichts geführt. Es gibt 45 Nebenkläger. Für Mittwoch sind weitere sechs Zeugen geladen. Dann soll das soziale Umfeld des Angeklagten beleuchtet werden, insbesondere seine Aktivitäten im Internet. Fortsetzungstermine für das Verfahren sind bis zum 18. November festgelegt.
Stephan B. hatte am 9. Oktober 2019 aus einer antisemitischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Motivation heraus einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt, zwei Menschen erschossen und weitere verletzt. Die Bundesanwaltschaft hat ihn wegen Mordes in zwei Fällen und versuchten Mordes in mehreren Fällen sowie weiteren Straftaten angeklagt. Mit Sprengsätzen und Schusswaffen wollte er in die abgeschlossene Synagoge gelangen, um möglichst viele Juden zu töten. Zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hielten sich dort 52 Gläubige auf.
Dem Angeklagten droht bei einer Verurteilung eine lebenslange Freiheitsstrafe. Zudem kommt eine anschließende Sicherungsverwahrung in Betracht.