Osnabrück (epd). Mit Blick auf die coronabedingten Einbußen für Millionen Haushalte fordert Deutschlands oberster Verbraucherschützer Klaus Müller ein Hilfspaket für Konsumenten. "Der Staat hat längst für viele Branchen Rettungsschirme aufgespannt. Aber Millionen Bürger werden nicht ausreichend vor den Auswirkungen der wirtschaftlichen Folgen geschützt", sagte Müller, Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv), der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag). "Die Regierung muss deswegen dringend auch einen Rettungsschirm für Verbraucher aufspannen", forderte er vor dem Koalitionsausschuss am Dienstag (25. August).
Zentraler Bestandteil des Rettungsschirms müsse "ein besserer Schutz vor den horrenden Gebühren der Inkassobranche" sein, sagte der vzbv-Chef. Für Inkassounternehmen sei es ein Leichtes, die Menschen abzuzocken. "Die Regierung muss dieses moderne Raubrittertum einer Milliardenbranche endlich stoppen." Der Inkasso-Gesetzentwurf von Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) verhindere nicht, dass die Firmen überhöhte Gebühren verlangen könnten. Müller forderte Nachbesserungen.
Zudem sollten Vorkasse-Geschäfte abgeschafft oder zumindest deutlich reduziert werden, verlangte der Verbraucherschützer. Immer mehr Leistungen und Anschaffungen wie Flüge oder Möbel müssten vorab bezahlt werden. Das Prinzip "Zahlung bei Lieferung" sei außer Kraft gesetzt, kritisierte Müller. Viel zu wenige der Käufe seien abgesichert, wenn die Verkäufer in die Pleite rutschten.
Darüber hinaus sollte das Kreditmoratorium vom Frühjahr, das nach drei Monate beendet war, wiederaufgelegt werden. Die Möglichkeit, Raten auszusetzen, gäbe finanziell unter Druck geratenen Verbrauchern wenigstens die Chance, etwas Luft zu holen.