Die Rettung von rund 100 Menschen am vergangenen Wochenende habe "in trauriger Weise" gezeigt, dass die Mission des überwiegend aus kirchlichen Mitteln finanzierten Schiffs nötig sei, sagte Bedford-Strohm am Montag im Sender Bayern2. Natürlich wäre die Seenotrettung eigentlich eine staatliche Aufgabe, erklärte der bayerische Landesbischof. Doch die Staaten Europas schauten zu. "Und deswegen ist es natürlich Aufgabe der Kirche, sich vom Leid der Menschen anrühren zu lassen. Man kann nicht beten und das Leid des Nächsten übersehen."
Bedford-Strohm sagte, er gehe davon aus, dass die von der "Sea-Watch 4" geretteten Flüchtlinge rasch einen europäischen Hafen zugewiesen bekommen und auf mehrere Länder verteilt werden. Von der Bundesregierung erwarte er, "dass sie sich dafür einsetzt, dass wenn Menschen da gerettet worden sind, es nicht wieder ein wochenlanges Geschacher gibt". Die Kriminalisierung der zivilen Seenotretter müsse aufhören, denn das seien die "die einzigen, die überhaupt noch Menschenleben dort retten".
Ausdrücklich lobte der Ratsvorsitzende die Bemühungen von Bundesinnenminister Hors Seehofer (CSU), einen europäischen Verteilmechanismus für Bootsflüchtlinge zu vereinbaren. Wenn Europa seine christliche Grundorientierungen ernst nehme, müsse es jetzt handeln.
Am Sonntag hatte die "Sea-Watch 4" 97 Menschen aus Seenot gerettet. Die Menschen waren auf einem überfüllten und seeuntauglichen Schlauchboot vor der Küste Libyens unterwegs. Bereits am Samstag hatte das von der Organisation Sea Watch und "Ärzte ohne Grenzen" betriebene Schiff sieben Menschen an Bord genommen. Sie wurden zunächst von einem kleineren Schiff gerettet, das die "Sea-Watch 4" um Unterstützung gebeten hatten.