Mainz (epd). In den Flüchtlingslagern auf der griechischen Insel Lesbos leben derzeit einem Bericht des Mainzer Arztes Gerhard Trabert zufolge wohl mehrere Tausend Menschen mit schweren Kriegsverletzungen oder Behinderungen. Die EU-Staaten müssten diese Menschen dringend herausholen, forderte er am Freitag in Mainz: "Wir brauchen ein Aufnahmeprogramm auch für schutzbedürftige Erwachsene mit Handicaps." Der Vorsitzende des Vereins "Armut und Gesundheit in Deutschland" war im August zum zweiten Mal in diesem Jahr mit Hilfsmaterial auf die Insel geflogen.
Bei seinem Besuch habe er eine chilenische Physiotherapeutin unterstützt, die in den überfüllten Lagern praktisch als Einzige Hilfe für Flüchtlinge mit Lähmungen oder Amputationen anbiete. Sowohl aus dem EU-Flüchtlingsrecht als auch aus der UN-Behindertenrechtskonvention ergebe sich eine besondere Fürsorgepflicht für Menschen mit Behinderung. Davon sei auf Lesbos aber nichts zu spüren.
Ohne medizinische Hilfe gebe es in vielen Fällen keine Chance auf Verbesserung des Gesundheitszustands der Betroffenen. Daher müssten die schwersten Fälle dringend von der Insel gebracht und auf andere EU-Staaten verteilt werden. Insbesondere Deutschland stehe in der Pflicht, sagte Trabert: "Da muss das reichste Land einfach vorneweg gehen." In dem ursprünglich für 3.000 Menschen ausgelegten Lager Moria auf Lesbos halten sich derzeit schätzungsweise 15.000 Flüchtlinge auf.