Frankfurt a.M. (epd). Der Deutsche Kinderschutzbund fordert eine Intervention von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zugunsten von Kindern in häuslicher Quarantäne. Es geht um Minderjährige, die selbst nicht mit dem Coronavirus infiziert sind, aber nach Kontakt mit einem Infizierten zu Hause bleiben müssen. "Wir halten sowohl die räumliche Isolierung dieser Kinder von anderen Familienmitgliedern als auch die Androhung der Herausnahme von Kindern aus ihren Familien für unverhältnismäßig", sagte Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag, online): "Es ist aus unserer Sicht an der Zeit, dass hier eine Klarstellung durch den Bundesgesundheitsminister erfolgt. Kinderrechte müssen auch in Quarantäne Vorrang haben."
Es geht dem Zeitungsbericht zufolge um Fälle aus mehreren Bundesländern, in denen Behörden Eltern aufgefordert hätten, teils erst wenige Jahre alte Kinder zu Hause möglichst vom Rest der Familie zu isolieren, und bei Nichtbeachtung mit einer zwangsweisen Absonderung der Kinder gedroht hätten. Sie beriefen sich dabei auf das Infektionsschutzgesetz des Bundes und Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI).
Das RKI teilte der Zeitung mit, die lokalen Behörden hätten bei der Umsetzung der Empfehlungen "immer einen großen Ermessensspielraum". "Insbesondere wenn Kinder betroffen sind, gehen wir davon aus, dass Gesundheitsämter pragmatisch und mit Augenmaß vorgehen", hieß es demnach. Bundesgesundheitsminister Spahn sei für eine Stellungnahme nicht zu erreichen gewesen.