Leipzig (epd). Ein sächsisch-indisches Forscherteam hat mit Blick auf die Verbreitung des Coronavirus dazu aufgerufen, der Luft in Innenräumen mehr Bedeutung beizumessen. Neben regelmäßigem Lüften sei auch der Feuchtigkeitsgehalt der Luft ein wichtiger Faktor bei der Vermeidung von Neuinfektionen, teilte das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig am Donnerstag mit.
Sei die Luftfeuchtigkeit in Räumen höher, wüchsen Tröpfchen aus der Atemluft schneller an, erklärten die Forscher. Dadurch fielen sie früher zu Boden und würden in der Folge seltener von anderen eingeatmet. "Eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 40 Prozent in öffentlichen Gebäuden und im Nahverkehr würde daher nicht nur die Auswirkungen von Covid-19 reduzieren, sondern auch die von anderen Viruserkrankungen wie beispielsweise der saisonalen Grippe", hieß es.
Für Herbst und Winter empfehlen die Forscher, Behörden sollten "den Faktor Raumluft in künftigen Richtlinien für Innenräume einarbeiten". In kalten und gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel herrsche durch Heizungsluft im Winter meist ein sehr trockenes Raumklima. "Dies könnte die Ausbreitung der Coronaviren fördern", warnten die Wissenschaftler. In tropischen und heißen Ländern bestehe indes die Gefahr, dass Klimaanlagen die Luft austrockneten.
Für ihre Untersuchung haben die Forscher aus Leipzig und Neu Delhi den Angaben nach insgesamt zehn internationale Studien ausgewertet. Diese hätten sich zwischen 2007 und 2020 mit dem Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf das Überleben und die Ausbreitung von sowie auf die Infektion mit verschiedenen Viren befasst.