Berlin (epd). Das Deutsche Kinderhilfswerk kritisiert die geplante Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder und Jugendliche als unzureichend. Auf den ersten Blick sehe die Erhöhung der Beträge für Kinder bis zu sechs Jahren und Jugendliche ab 14 Jahren gut aus, doch werde "lediglich ein Stück weit das nachgeholt, was den Kindern und Jugendlichen durch politisches Herunterrechnen der Regelsätze seit Jahren vorenthalten wird", erklärte Bundesgeschäftsführer Holger Hofmann am Mittwoch in Berlin. "Und dass die Sechs- bis 13-Jährigen mit einer Nullrunde abgespeist werden sollen, ist ein armutspolitischer Skandal."
Nötig sei eine grundlegende Reform der Regelsatzberechnung unter Berücksichtigung der Prinzipien von Transparenz und Nachprüfbarkeit, betonte Hofmann. "Es sollte bedarfs- und realitätsgerecht ermittelt werden, was Kinder brauchen." Ausschlaggebend müsse "ein gutes Aufwachsen und die Teilhabe aller Kinder und Jugendlicher sein". Die Erhöhung der Regelsätze zum 1. Januar 2021 stand am Mittwoch auf dem Programm des Bundeskabinetts. Geplant ist für Jugendliche ein Anstieg von 328 auf 367 Euro, für Kinder unter sechs Jahren von 250 auf 279 Euro. Der Bundestag will voraussichtlich im Oktober darüber entscheiden.
Das Kinderhilfswerk bemängelt weiter ein politisches Gesamtkonzept, mit dem die Situation der von Armut betroffenen Kinder und Jugendlichen in Deutschland verbessert werden könne. Die kürzlich von der Bertelsmann Stiftung vorgelegten Zahlen zeigten, dass es nicht gelinge, der anhaltend hohen Kinderarmut in Deutschland zu begegnen, erklärte die Organisation. In der Corona-Krise sei mit einem weiteren Anstieg der armen Kinder und Familien zu rechnen. Deshalb brauche es eine nachhaltige Lösung, die gesellschaftliche Teilhabe jedes Kindes und jedes Jugendlichen eigenständig und unabhängig von der Hartz-IV-Gesetzgebung abzusichern.