Corona: Größter Rückgang der Erwerbstätigkeit seit Wiedervereinigung

Wiesbaden (epd). Die Erwerbstätigkeit in Deutschland ist im zweiten Quartal dieses Jahres so stark zurückgegangen wie noch nie seit der Wiedervereinigung. In dem Zeitraum waren rund 44,7 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig, wie das Statistische Bundesamt auf Grundlage vorläufiger Berechnungen am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Im Vergleich zum ersten Quartal war dies saisonbereinigt ein Rückgang um 618.000 Personen oder 1,4 Prozent. Im Vergleich zum vierten Quartal 2019, also vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, ging die Zahl der Erwerbstätigen im zweiten Quartal 2020 saisonbereinigt ebenfalls um 1,4 Prozent oder 634.000 Personen zurück.

Nicht saisonbereinigt sank die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorquartal um 397.000 oder 0,9 Prozent, wie es hieß. Normalerweise steige die Erwerbstätigkeit im zweiten Quartal eines Jahres aufgrund der üblichen Frühjahrsbelebung stark an - im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre um 0,9 Prozent oder 409.000 Personen. Im Zuge der Corona-Pandemie seit der zweiten Märzhälfte sei diesmal aber statt eines Anstiegs ein außergewöhnlich großer Rückgang zu verzeichnen. Verglichen mit dem zweiten Quartal 2019 sank die Zahl der Erwerbstätigen um 1,3 Prozent (574.000 Personen). Im ersten Quartal 2020 hatte die Veränderungsrate zum Vorjahr noch bei plus 0,3 Prozent gelegen.

Die zur Eindämmung der Corona-Pandemie getroffenen Maßnahmen führen zu einer erhöhten Unsicherheit bei der Schätzung der Erwerbstätigenzahlen, wie die Statistiker erklärten. Die massiv gestiegene Kurzarbeit habe sich dabei nicht auf die Erwerbstätigenzahlen ausgewirkt, da Kurzarbeitende unabhängig vom Ausmaß der Kurzarbeit zu den Erwerbstätigen zählen und nicht als Erwerbslose.

Insgesamt waren von April bis Juni 2020 gegenüber dem Vorjahresquartal die Dienstleistungsbereiche am stärksten vom Rückgang der absoluten Erwerbstätigenzahl betroffen (minus 369.000 Personen bzw. 1,1 Prozent), wie es weiter hieß. Zuletzt sank hier die Beschäftigung gegenüber dem Vorjahr vor fast 17 Jahren (drittes Quartal 2003: minus 70.000 Personen bzw. 0,2 Prozent). Die größten absoluten Beschäftigungsverluste verzeichneten dabei der Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit minus 272.000 Personen (minus 2,7 Prozent) sowie die Unternehmensdienstleister, zu denen auch die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften gehören (minus 156.000 Personen; minus 2,5 Prozent).