Clankriminalität in Nordrhein-Westfalen nimmt zu

Düsseldorf (epd). Das Ausmaß der Clankriminalität in Nordrhein-Westfalen nimmt laut Landeskriminalamt (LKA) weiter zu. Im Jahr 2019 registrierte das LKA 6.104 Straftaten. Das waren 32,8 Prozent mehr als 2018, wie aus dem am Montag in Düsseldorf vorgestellten zweiten Lagebericht zur Clankriminalität in Nordrhein-Westfalen hervorgeht, der sich in seiner Methodik auf Clans mit türkisch-arabischem Bezug beschränkt. Die Zahl der Tatverdächtigen habe um 33,4 Prozent zugenommen. Ein erster Bericht war für das Jahr 2018 veröffentlicht worden. Die Zahlen der beiden Jahre sind den Angaben zufolge allerdings nur eingeschränkt vergleichbar.

Ein wesentlicher Teil des Anstiegs hänge mit der Ausweitung der Ermittlungen auf weitere Delikte wie vor allem Verkehrsstraftaten zusammen sowie mit der größeren Zahl von Familien, zu denen ermittelt worden sei, hieß es. Bereinigt um die methodischen Änderungen habe das Plus der Fallzahlen 2019 bei 12,7 Prozent gelegen und der Zuwachs bei den Tatverdächtigen bei 13,4 Prozent.

Geografisch ist die Clankriminalität laut dem Bericht auf Großstädte und vor allem das Ruhrgebiet konzentriert. Der mit einem Drittel größte Anteil der Straftaten bestehe aus sogenannten Rohheitsdelikten wie Körperverletzungen, Bedrohungen, Nötigungen und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Es folgten Betrugs- und Eigentumsdelikte mit 15,4 und 14 Prozent.

Politisch motivierte Kriminalität sowie Wirtschafts-, Steuer- und Zolldelikte spielen dem Bericht zufolge bei der Clankriminalität nur eine untergeordnete Rolle. Die neu erfassten Verkehrsdelikte seien mit einem Anteil von 13,7 Prozent "nicht unerheblich", heißt es im Bericht. Zu den Hauptvergehen gehören hier illegale Straßenrennen, Fahren unter Alkohol oder Unfallflucht.

"Clankriminalität ist keine Kleinkriminalität", sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) bei Vorstellung des Berichts. Ein Vergleich zwischen der Clankriminalität und der Mafia sei "nicht aus der Luft gegriffen". So habe inzwischen ein Fünftel aller Verfahren im Zusammenhang mit Organisierter Kriminalität einen Clanbezug. Zudem entfalle die Hälfte der Straftaten auf nur elf Clanfamilien. Für 27,6 Prozent der erfassten Straftaten seien lediglich 5,3 Prozent der Tatverdächtigen verantwortlich. Rund die Hälfte der Tatverdächtigen habe die deutsche Staatangehörigkeit, viele der Clanmitglieder seien in Deutschland großgeworden oder geboren worden.