Berlin (epd). Angesichts gestiegener Corona-Infektionszahlen fordert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Priorisierung gesellschaftlicher Bereiche als Entscheidungsgrundlage für mögliche neue Einschränkungen. Priorität hätten für ihn einerseits Schulen und Kindertagesstätten, sagte Spahn am Montag in einer Video-Pressekonferenz. Der Regelbetrieb sei wichtig für die Kinder. Die Schließungen im Frühjahr seien für die Familien sehr belastend gewesen, erklärte er. Zudem sprach er sich dafür aus, Wirtschaft und Einzelhandel geöffnet zu halten, auch weil es dort keine Infektionsherde gebe. Möglichkeiten für Beschränkungen sieht er bei Festen.
Er wolle mit den Ländern darüber reden, welche Form von Veranstaltungen und Feiern stattfinden können, sagte Spahn. Er wolle nicht der "Spielverderber" sein, sagte Spahn, ergänzte aber, er habe von vielen Seiten gehört, dass sich bei Veranstaltungen mit Alkohol selbst 20 Gäste schnell nicht mehr an die Abstands- und Hygieneregeln hielten.
Es gehe darum, Risiken zu vermeiden, sagte Spahn. Das gelte auch für das Fahrgastaufkommen in Bussen und Bahnen. Berufspendler und Schüler sollten fahren können. Um volle Bahnen zu vermeiden, wolle er aber nicht diejenigen in den öffentlichen Verkehrsmitteln, die zum Stadion fahren, erklärte Spahn mit Blick auf die Entscheidung, Fußball-Bundesligaspiele weiter ohne Publikum stattfinden zu lassen.
Den Anstieg der Neuinfektionen nannte Spahn "besorgniserregend". Das hänge nicht nur mit Reiserückkehrern zusammen. Auch in Deutschland selbst habe das Ausbruchsgeschehen nahezu überall zugenommen. Es gebe fast keinen Landkreis mehr, in dem es in den vergangenen sieben Tagen keine Neuinfektion gegeben habe, sagte der Minister.
Spahn verteidigte erneut, dass die Corona-Tests für Reiserückkehrer kostenlos sind. Möglichst viele sollten sich dem Test unterziehen. Wenn sie bezahlt werden müssten, setze das den Anreiz, sich den Tests zu entziehen, sagte er. Zudem entspräche das nicht der Logik des solidarischen Systems in Deutschland. Die Frage sei dann auch, ob jemand, der sich den Skiurlaub leisten könne, die Folgen des Beinbruchs selbst zahlen müsse, sagte Spahn.