Hannover (epd). Angesichts der steigenden Zahl von Menschen ohne Krankenversicherung plädiert die SPD für einen Finanzierungsfonds für die Behandlung Unversicherter sowie eine Clearingstelle bei unklarem Versicherungsstatus. "Die Menschen ohne Krankenversicherung werden nur bei akuten Schmerzzuständen und Unfällen behandelt. Das reicht nicht aus", sagte SPD-Fraktionsvize im Bundestag, Bärbel Bas, dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Samstag).
Wenn aber insbesondere chronische Erkrankungen nicht behandelt würden, könne das lebensbedrohlich sein, betonte Bas. Nötig sei eine Regelung, die die Behandlung von Menschen ohne Krankenversicherung sicherstellt. "Wir fordern eine bundesweite Clearingstelle, die Menschen konkret hilft, ihren Versicherungsstatus zu klären", sagte die SPD-Abgeordnete. "Darüber hinaus kann ein Fonds sinnvoll sein, der die notwendige Behandlung bis zur Klärung des unklaren Versicherungsstatus übernimmt."
Die Regierung habe die Mindestbeiträge für Selbstständige zwar schon deutlich gesenkt. Trotzdem müsse der Grund für den Anstieg der Zahl an Unversicherten ergründet werden. "Sicher ist: Immer mehr Menschen arbeiten zumindest zeitweise selbstständig. Deren soziale Absicherung müssen wir weiter verbessern", sagte Bas.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU, Karin Maag, sieht hingegen keinen direkten Handlungsbedarf: Sie verwies den Angaben zufolge auf eine wachsende Bevölkerungszahl und den Anteil der Nicht-Versicherten von etwa 0,2 Prozent der Bevölkerung. 2013 habe es zudem eine vorübergehende Amnestie gegeben, die es säumigen Beitragszahlern ermöglichte, in die Kassen zurückzukehren, sowie die Senkung des Mindestbeitrags für niedrige Einkommen, sagte Maag dem Redaktionsnetzwerk. "Das entbindet uns aber selbstverständlich nicht davon, uns weiterhin um eine flächendeckende Gewährleistung der Versicherungspflicht zu bemühen."
Die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung in Deutschland ist laut Statistischem Bundesamt seit 2015 von rund 79.000 Menschen auf 143.000 im Jahr 2019 gestiegen. Laut dem Bundesgesundheitsministerium sind die Grunde dafür nicht klar.