Datteln (epd). Rund 80 Umweltaktivisten haben am Freitag am Steinkohlekraftwerk Datteln 4 gegen den Betrieb der Anlage protestiert. Nach Polizeiangaben fand an dem Kraftwerk eine Kundgebung mit etwa 60 Menschen statt, zudem fuhren etwa 20 Menschen mit Kanus über den Dortmund-Ems-Kanal und störten die Schifffahrt. Datteln 4 ist umstritten, weil es nach Abschluss des Kohlekompromisses und der Einigung zum Ausstieg aus der Kohleverstromung noch in Betrieb genommen wurde.
Die Aktion am Kraftwerk in Datteln war Teil einer Reihe von Protestkundgebungen in 13 europäischen Ländern, wie die Organisatoren mitteilten. "Die Inbetriebnahme von Datteln 4 ist ein Skandal internationalen Ausmaßes", sagte Cornelis Theuer von "Fridays for Future". Vor finnischen und deutschen Botschaften und Konsulaten protestierten lokale Gruppen mehrerer Initiativen. Der Datteln-4-Betreiber Uniper ist Teil des finnischen Staatskonzerns Fortum. Die Umweltaktivisten wollen den finnischen Staat nun davon überzeugen, das gerade erst ans Netz gegangene Steinkohlekraftwerk wieder stillzulegen.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) übergab deshalb am Freitag in Berlin über 41.500 Unterschriften gegen das Kraftwerk Datteln 4 an die finnische Botschaft. Die Unterzeichner fordern die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin auf, sich für eine schnelle Abschaltung des Kraftwerks einzusetzen. "In Zeiten der Klimakrise ein weiteres Kohlekraftwerk ans Netz zu lassen ist klimapolitischer Irrsinn", sagte die BUND-Geschäftsführerin für Politik und Kommunikation, Antje von Broock. "Datteln 4 ist überflüssig und widerspricht den deutschen und auch den finnischen Klimazielen. Es muss so schnell wie möglich stillgelegt werden."
Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND in Nordrhein-Westfalen, appellierte in der Sache an die Deutsche Bahn. "Datteln 4 produziert aktuell seinen Strom fast ausschließlich für die Deutsche Bahn", sagte er. "Wenn die Bahn die Abnahme des dreckigen Kohlestroms beenden würde, könnte dies das Ende des für die Energieversorgung überflüssigen Kraftwerks bedeuten."
Ende Januar hatte das Bundeskabinett das Gesetz zum Kohleausstieg auf den Weg gebracht. Der Entwurf sieht vor, dass die Stein- und Braunkohlekraftwerke in Deutschland bis spätestens 2038 abgeschaltet werden. Gleichwohl wurde noch Ende Mai das Steinkohlekraftwerk Datteln IV in Betrieb genommen. Der Bund und das Land NRW verteidigen den Betrieb des Kraftwerks mit dem Argument, dass Datteln 4 eines der modernsten Steinkohlekraftwerke der Welt sei und dafür andere Anlagen vom Netz genommen werden könnten.