Berlin (epd). In Berlin ist am Donnerstag an den Bau der Mauer vor 59 Jahren und an die Opfer der deutschen Teilung erinnert worden. Die zentrale Gedenkveranstaltung von Bund und Land fand an der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße statt und war wegen der Corona-Pandemie auf rund 20 geladene Gäste beschränkt. Weitere Gedenkveranstaltungen gab es unter anderem in Potsdam und Görlitz.
An der Veranstaltung in Berlin nahmen Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und der Stadtpräsident von Poznan, Jacek Jaskowiak, teil. Mit dabei war auch die Mutter eines der letzten Maueropfer, Karin Gueffroy. Ihr Sohn Chris wurde am 5. Februar 1989 beim Fluchtversuch von Ost- nach West-Berlin an der innerstädtischen Mauer von DDR-Grenzern erschossen.
Bei der Andacht in der Kapelle der Versöhnung sprachen neben dem Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier, als Zeitzeugen die Pfarrer Werner Krätschell und dessen Sohn Joachim Krätschell. Klausmeier nannte die Mauer eine "Ikone der Abscheu", die vom 13. August 1961 bis zu ihrem Sturz am 9. November 1989 exakt 10.315 Tage Stadt und Land voneinandertrennte.
Kulturstaatsministerin Grütters lobte die Arbeit der Gedenkstätte, die mit ihren vielfältigen Vermittlungsangeboten einen wichtigen Beitrag leiste, den Wert von Demokratie und Menschenrechten auch an Generationen zu vermitteln, die keine eigenen Erinnerungen an die DDR haben. Berlins Regierender Bürgermeister sagte zum Gedenken, was Unfreiheit bedeute, hätten die Berlinerinnen und Berliner direkt und unmittelbar durch die Teilung der Stadt 28 Jahre lang jeden Tag direkt erfahren.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) nannte die Mauer ein "Symbol des Schmerzes". "Heute ist sie auch Symbol der Hoffnung, dass man Mauern einreißen kann", so Maas auf Twitter. Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte, die Berliner Mauer habe vor 59 Jahren die Unfreiheit in der DDR zementiert. "Der Jahrestag erinnert auch an unser Glück, heute im vereinten Deutschland mit Meinungs- und Reisefreiheit leben zu können."
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erklärte, es dürfe bei der Mauer "kein Vergessen, kein Relativieren geben". In Potsdam erklärten Brandenburgs Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke und Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD), die Erinnerung an die deutsche Teilung und ihre Opfer müsse weiter wachgehalten werden. Die DDR habe sich mit dem Mauerbau als das gezeigt, was sie war, "als Diktatur der SED und als ein Staat, der seine Bürger einsperrte und Fluchtversuche mit dem Tod bestrafte", sagte Liedtke.
Mit dem Bau der schwer bewachten Berliner Mauer am 13. August 1961 durch die DDR-Regierung wurde Berlin für 28 Jahre in zwei Teile geteilt. Das Bauwerk wurde weltweit zum Symbol für den Kalten Krieg, der die Welt politisch in Ost und West spaltete. Weit über 100.000 Menschen aus der DDR versuchten zwischen 1961 und 1988 über die innerdeutsche Grenze oder über die Berliner Mauer zu fliehen. Weit mehr als 600 von ihnen wurden erschossen oder starben bei dem Fluchtversuch. Allein 140 starben an der Berliner Mauer und fast 200 bei Fluchtversuchen über die Ostsee.