Berlin (epd). In Deutschland gibt es seit Mittwoch den dicksten Duden aller Zeiten. Er umfasst insgesamt 148.000 Stichwörter und damit so viele wie nie zuvor, wie die Chefredakteurin der Duden-Redaktion, Kathrin Kunkel-Razum, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin sagte. Es seien 3.000 Begriffe neu aufgenommen worden, darunter einige, die mit der Corona-Krise zusammenhängen. Im Gegenzug seien rund 300 veraltete Begriffe gestrichen worden.
Der Duden als Standardwerk der deutschen Rechtschreibung erscheint etwa alle drei bis fünf Jahre in einer neuen Auflage. Die aktuelle 28. Auflage hat knapp 1.300 Seiten. Das Buch wiegt etwa 1,2 Kilogramm.
Der Duden spiegele den aktuellen Sprachgebrauch in Deutschland wider, erklärte die Chefredakteurin. Als Basis dient eine digitale Textsammlung unter anderem mit aktuellen journalistischen und literarischen Texten sowie Gebrauchstexten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Neu aufgenommen wurden in den aktuellen Duden Wörter wie "Chiasamen", "Katzenvideo", "Bartöl", "Pflegeroboter" oder auch "Dieselaffäre". Weggefallen seien dagegen Begriffe wie "Fernsprechanlage", "erschrecklich" oder "Kabelnachricht", weil es diese Gegenstände nicht mehr gibt oder die Wörter nicht mehr benutzt werden. "So werden Nachrichten von Nachrichtenagenturen ja heute nicht mehr gekabelt", erklärte Kunkel-Razum.
Eine Besonderheit sei in der aktuellen Duden-Ausgabe, dass sich die Corona-Krise bei den Neuaufnahmen widerspiegele. Viele Worte wie "Pandemie", "Übersterblichkeit", "Hamsterkauf" oder "systemrelevant" hätten bereits im Duden gestanden. Auch der Begriff "Coronavirus" hatte durch die Sars-Epidemie schon vor Covid-19 ins Standardwerk der deutschen Rechtschreibung Eingang gefunden.
Neu aufgenommen wurden aber auch Wörter wie "Massentest", "Risikogruppe", "Lockdown" oder "Shutdown". Normalerweise müssten Wörter schon länger im Gebrauch sein, um in den Duden aufgenommen zu werden, erklärte Kunkel-Razum. In diesem Jahr habe die Redaktion nach einer Abwägung entschieden, auch neue Begriffe der Corona-Krise zu berücksichtigen. So habe es seit Februar 2020 massenhaft entsprechende Anfragen dazu an die Duden-Redaktion gegeben. Auch die hohe Häufigkeit bei der Nutzung der Begriffe habe es legitimiert, diese mit in den Duden aufzunehmen, sagte die Chefredakteurin.