Berlin (epd). Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) fordert eine effektivere weltweite Pandemie-Bekämpfung. "Die Weltgesundheitsorganisation müssen wir zu einem Welt-Pandemie-Zentrum ausbauen", sagte er der "Welt am Sonntag". Weltweit erkrankten jährlich allein 2,5 Milliarden Menschen an Infektionskrankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden.
2,7 Millionen Menschen stürben jährlich an Zoonosen wie Ebola, Aids, Schweine- und Vogelgrippe, auch das Coronavirus gehöre dazu, sagte der CSU-Politiker. Ein besseres Monitoring von Neuinfektionen, ein weltweiter Forschungsverbund sowie operative Maßnahmen zur Bekämpfung von Epidemien seien daher dringend notwendig.
Zugleich kritisierte Müller die EU-Kommission für ihre Anti-Corona-Politik. "Wo ist das europäische Pandemie- und Recovery-Programm für unsere unmittelbare Nachbarschaft in Afrika oder Nahost? Fast 2000 Milliarden Euro hat Brüssel beschlossen - davon geht aber kein einziger zusätzlicher Eurocent in die Bekämpfung der Corona-Krise in Entwicklungsländern", sagte der Entwicklungsminister. Er frage sich, "ob überhaupt verstanden wurde, dass diese Pandemie nur weltweit oder gar nicht besiegt werden kann".
Müller sprach sich zudem für einen EU-Afrikakommissar aus, "mit echten Kompetenzen und Zuständigkeiten". Um nach außen handlungsfähig zu sein, müsse Brüssel institutionell und finanziell umsteuern und den aktuellen Haushaltsansatz von weniger als zehn Prozent für Außen- und Entwicklungspolitik erhöhen, forderte der CSU-Politiker. Europa sollte auch eine eigenen Investitions- und Entwicklungsbank gründen, um außen- und wirtschaftspolitisch mehr Handlungsspielräume zu gewinnen.
epd rks