Trotz der Corona-Einschränkungen hat das Augsburger Friedensfest am Samstag mit Gottesdienst, Begegnung und Preisverleihung für ein friedliches Miteinander der Menschen aus unterschiedlichen Religionen und Kulturen geworben. Mit dem Augsburger Friedenspreises wurden im Rahmen des Feiertags der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Münchner Kardinal Reinhard Marx ausgezeichnet. Sie sollen im ökumenischen Schulterschluss den Friedensgedanken in eine breite Öffentlichkeit tragen.
Die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses, den beiden Bischöfen werde der Preis zuerkannt, weil sie statt der Unterschiede die Gemeinsamkeiten in Kirche und Gesellschaft betonten und sie der "unbedingte Wille zu einem friedvollen Miteinander" verbinde. Auch stellvertretend für viele katholische und evangelische Christen hätten die Bischöfe einander zugewandt die Hand ausgestreckt. Die Auszeichnung ist mit 12.500 Euro dotiert und wird am 10. Oktober verliehen.
Preis als Ökumene-Schub
Die Bedeutung von Bedford-Strohm und Marx für die Ökumene unterstrich der Augsburger evangelische Regionalbischof Axel Piper als Vorsitzender der Jury. Die beiden Theologen "denken und sprechen im gleichen Geist", sagte er. Sie hätten sich mit ihrer gemeinsamen "Leidenschaft für Gott und die Welt" vorbildhaft für eine friedliche Entwicklung der Ökumene eingesetzt. In eingespielten Video-Botschaften bezeichneten Landesbischof und Kardinal den Friedenspreis als Schub für die Ökumene.
Dabei sagte Bischof Bedford-Strohm, dass der Preis für ihn eine große Ermutigung sei, den Weg der Ökumene weiterzugehen, der "noch lange nicht am Ende sei". Er hoffe sehr darauf, dass es irgendwann zu einem gemeinsamen Abendmahl mit der katholischen Kirche kommen werde, sagte der bayerische Landesbischof. Kardinal Marx betonte, dass das Christentum nur dann eine Zukunft habe, wenn die Kirchen "ganz stark ökumenisch zusammenarbeiten und zusammen bleiben". Der Friedenspreis wird seit 1985 von der Stadt Augsburg und der bayerischen Landeskirche alle drei Jahre für Verdienste um ein tolerantes und friedvolles Miteinander von Kulturen und Religionen vergeben.
Picknicks statt traditioneller Tafel
Das Augsburger Friedensfest begann bereits an Freitagabend mit einem "Multireligiösen Friedensgebet'". Bei dem ökumenischen Festgottesdienst in der katholischen Basilika St. Ulrich und Afra sagte der evangelische Theologe Michael Martin, dass die Versöhnung unter den Religionen und Kulturen auch die Menschen mit Migrationshintergrund einschließen müsse. Dafür könne die "Friedensstadt" Augsburg, in der ein Drittel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund habe, zum Vorbild werden, sagte der Oberkirchenrat, der in der bayerischen Landeskirche für den Bereich der Ökumene zuständig ist.
Da wegen der Corona-Beschränkungen die traditionelle Friedenstafel auf dem Rathausplatz nicht möglich war, trafen sich im gesamten Stadtgebiet Familien und Freundeskreise zu "Friedenpicknicks". Das Friedensfest als Sonderfeiertag begingen die Augsburger Protestanten erstmals im Jahre 1650 zum Dank an den Westfälischen Frieden von 1648, der ihnen wieder ihre politischen und religiösen Rechte gab. Seit 1985 feiern die beiden großen Kirchen diesen Tag ökumenisch.