Hamburg (epd). Mit einer musikalischen Aktion vor der Hamburger Elbphilharmonie haben am Donnerstag Profi-Musiker gegen die Umstrukturierung beim NDR Chor protestiert. Mit dem Musik- und Foto-Happening starte eine mehrwöchige Protestaktion gegen die vom NDR geplante "kalte Abwicklung des NDR Chors", teilte die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) mit. "Der NDR Chor bleibt mit voller Mannschaft in Hamburg vor Anker!", twitterte deren Geschäftsführer Gerald Mertens. Die geplante Umstrukturierung ist Teil eines im Mai angekündigten 300-Mio.-Sparpakets beim NDR.
Chorsängerinnen und Chorsänger in Konzertkleidung sowie Musikstudenten in weißen Overalls versammelten sich vor einem überdimensionierten Anker, dem Logo der Aktion. Gemeinsam interpretierten sie einen für die Aktion getexteten Song und präsentierten Schilder mit den Aufschriften #ndrCHORerhalten und #ndrCHOIRyes. Kritisiert wurde, dass der Chor den Plänen zufolge schrittweise privatisiert werden solle. Frei werdende Chorstellen wolle der NDR nicht mehr besetzen. Freischaffende Sängerinnen und Sänger würden dann in einer neuen GmbH nur noch auf 50-Prozent-Basis beschäftigt und könnten jederzeit entlassen werden.
Der NDR teilte auf epd-Anfrage mit, geplant sei, den NDR Chor durch eine "behutsame und schrittweise Verschlankung" als ein etwa 20-köpfiges professionelles Vokalensemble zu erhalten. Am Ende dieses Umstrukturierungsprozesses, der über einen Zeitraum von zehn Jahren und länger andauern werde, arbeite das Ensemble im Umfang von etwa 50 Prozent in fester Anstellung. Auf diese Weise würden keine Sänger mit derzeitiger Festanstellung den Arbeitsplatz verlieren oder auf Teilzeit reduziert, hieß es.
Die immensen Kürzungen beim NDR erforderten auch im Bereich der Musikensembles eine Umstrukturierung mit dem Ziel, Personalkosten langfristig abzusenken, so NDR-Pressesprecher Ralf Pleßmann. Kürzungen in der Größenordnung von 300 Millionen Euro für die kommenden vier Jahre seien ohne strukturelle Veränderungen nicht zu stemmen. Der Vorstand des NDR Chores und die DOV seien seit mehreren Wochen in Gesprächen, um gemeinsam eine Lösung zu finden.