Dubai, Colombo (epd). Überschattet von der Corona-Pandemie waren am Mittwoch in Sri Lanka rund 16 Millionen Stimmberechtigte zur Parlamentswahl aufgerufen. Die wegen der Infektionsgefahr verschobene Abstimmung im südasiatischen Inselstaat gilt als Stimmungstest für Präsident Gotabaya Rajapaksa und dessen Bruder, Ministerpräsident Mahinda Rajapaksa. Die Wahlkommission hatte durch Probe-Abstimmungen nach Wegen gesucht, das Infektionsrisiko bei der Stimmabgabe gering zu halten. Briefwahl war jedoch nur für Wahlhelfer möglich. Sri Lanka zählte bis Mittwoch lediglich 2.834 Corona-Infektionen und elf Todesfälle durch Covid-19.
Bei der Stimmabgabe wurden Maskenpflicht sowie Abstands- und Hygieneregeln angeordnet. Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren und wieder genesen sind, haben die Behörden erst nach 16 Uhr Ortszeit zugelassen. Zu der Wahl traten Kandidaten und Kandidatinnen von 70 Parteien und 313 unabhängigen Gruppen an. Als klarer Favorit galt die Regierungspartei SLPP. Präsident Rajapaksa hatte das Parlament bereits Anfang März aufgelöst, nachdem er im November 2019 einen klaren Wahlsieg errungen hatte. Doch wegen der Corona-Pandemie wurde der für April geplante Urnengang verschoben.
Die Rajapaksa-Brüder bauen auf die Unterstützung der singhalesisch-buddhistischen Mehrheit, der rund drei Viertel der 21 Millionen Einwohner angehören. Der heutige Ministerpräsident Mahinda Rajapaksa hatte in seiner Amtszeit als Präsident 2009 die Rebellen der tamilischen Minderheit besiegt. Damit endete der seit 1983 dauernde Bürgerkrieg, in dem rund 100.000 Menschen starben. Dem Rajapaksa-Clan werden Menschenrechtsverletzungen und Korruption vorgeworfen. Zugleich wird ihnen ein gutes Management der Corona-Krise bescheinigt.