Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sieht andauernde Diskriminierung

Bielefeld (epd). Der Zentralratsvorsitzende in Deutschland, Romani Rose, hat eine bis heute andauernde Diskriminierung von Sinti und Roma beklagt. "Viele leben lieber in der Anonymität, weil sie Angst vor Diskriminierung haben", sagte der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma der "Neuen Westfälischen" (Freitag). Dass viele Angehörige der Minderheit sich nicht offen zu ihrem Hintergrund äußern wollten, liege vor allem an den gängigen Negativklischees über "Zigeuner".

Der Völkermord an den europäischen Sinti und Roma sei in Deutschland erst 1982 offiziell anerkannt worden, sagte Rose mit Blick auf den Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma am 2. August. Anlässlich des Gedenktags wird Rose zusammen mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, am Sonntag an einer Gedenkveranstaltung im NS-Konzentrationslager Auschwitz teilnehmen.

In Europa hätten schon lange vor dem Holocaust vor allem Juden, Sinti und Roma als Sündenböcke gegolten, erklärte Rose. "Einige aus unserer ursprünglichen Volksgruppe haben immer noch damit zu tun, ihre Identität wiederzufinden". Noch immer gebe es einen grassierenden Antiziganismus. Sinti und Roma seien "zu häufig eine unerwünschte Minderheit", sie würden "ausgegrenzt und zu Fremden erklärt".

Rose warnte zugleich vor einem neuen Nationalismus in Europa. In EU-Mitgliedsstaaten wie Ungarn oder Polen gehe die politische Entwicklung mit einem Geschichtsrevisionismus einher. In Deutschland versuche die AfD, "völkisches Gedankengut hoffähig zu machen", kritisierte Rose. Die Partei jongliere mit Geschichte und Sprache. Das zeige sich unter anderem bei der Glorifizierung der Wehrmacht und der Forderung nach einer erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad. "Die Rechtsextremisten innerhalb und außerhalb der AfD sind eine Gefahr für Deutschland", warnte er.

Zugleich würdigte der Bürgerrechtsaktivist die Erinnerungskultur in Deutschland. Historisches Gedenken sei "keine Übertragung von Schuld, sondern die lebendige Verpflichtung, sich gegen Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus zu stellen".