Sachverständigenrat: Corona stoppt Fachkräfteeinwanderung
31.07.2020
epd
epd-Gespräch: Christina Denz

Berlin (epd). Das seit dem 1. März geltende Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist nach Einschätzung des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration bislang weitgehend wirkungslos geblieben. Das liege nicht am Gesetz, sondern an den Auswirkungen der weltweiten Corona-Krise, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Sachverständigenrats, Holger Kolb, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Vor allem die Nachfrage deutscher Unternehmen nach Fachkräften hat ihm zufolge deutlich nachgelassen. "Die Konjunktur steuert mindestens ebenso stark wie das Gesetz die Fachkräfte-Einwanderung", sagte Kolb. Das zeige sich deutlich an der Automobilbranche. Vor Corona seien Personalabbau und Kurzarbeit bei den Autobauern nicht denkbar gewesen. Jetzt sei die Nachfrage nach Automobilingenieuren eingebrochen.

Ein "strukturelles Grundbedürfnis" nach Fachkräften gibt es für Kolb weiterhin im staatlich regulierten Gesundheitssektor und damit bei den Heil- und Pflegeberufen. Durch Corona habe sich sogar die Nachfrage nach Fachkräften in diesem Bereich verstärkt.

Langfristig sieht Kolb die Nachfrage nach Fachkräften aus dem Nicht-EU-Ausland aber auch in den anderen Branchen wieder steigen, "wenn sich die wirtschaftliche Lage erholt hat". Dann sollten die Beteiligten unabhängig von Corona über die Stärken und Schwächen des Gesetzes beraten. Bei Inkrafttreten des Fachkräftezuwanderungsgesetzes war kritisiert worden, dass an der Pflicht zur Anerkennung von im Ausland erbrachten Berufsausbildungen und -qualifikationen in Deutschland grundsätzlich festgehalten wurde.