Washington/Atlanta (epd). Bei einer Trauerfeier in Atlanta (Georgia) haben die früheren US-Präsidenten Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama den verstorbenen Bürgerrechtler und Kongressabgeordneten John Lewis als großen Kämpfer für Gerechtigkeit gewürdigt. Lewis habe nach der Überzeugung gelebt, dass gewaltfreier Widerstand die Herzen der Menschen und selbst eine Nation verändern kann, sagte Barack Obama am Donnerstag. Der Mut der jungen Bürgerrechtsaktivisten damals gegen Gewalt vonseiten des Staates sei kaum zu ermessen.
Lewis war am 17. Juli im Alter von 80 Jahren an Krebs gestorben. Er war einer der letzten noch lebenden führenden Mitstreiter des Bürgerrechtlers und Friedensnobelpreisträgers Martin Luther King. Dutzende Male wurde Lewis in den 60er Jahren bei gewaltfreien Kundgebungen für das Wahlrecht und Gleichberechtigung von Schwarzen festgenommen und blutig geschlagen. King war 1968 ermordet worden.
Lewis habe das "Evangelium in Wort und Tat gepredigt", sagte der frühere Präsident George W. Bush am Donnerstag in Atlanta. Er sei gelegentlich anderer Meinung gewesen als Lewis, doch Meinungsunterschiede gehörten zur Demokratie. Die USA seien eine bessere Nation geworden durch John Lewis und dessen Glauben an Gott.
Bill Clinton erklärte, nach Auffassung von Lewis sei eine "offene Hand sei bessere als eine geballte Faust" gewesen. Lewis habe nie die Hoffnung aufgegeben. Man müsse seinem Beispiel folgen.
Lewis habe immer "im Geist der Liebe" gehandelt, erklärte der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter in einer Kondolenzbotschaft. Alle Amerikaner ungeachtet von Rasse und Religion schuldeten ihm Dank. Kings Tochter Bernice King betonte, man müsse "trauern und gleichzeitig handeln". Die Bürgerrechtsbewegung hatte in den 60er Jahren umfassende Wahlrechts- und Bürgerrechtsgesetze für die schwarze Bevölkerung durchgesetzt.
Lewis wurde 1986 Abgeordneter der Demokratischen Partei im US-Repräsentantenhaus. Am Montag wurde sein Leichnam im US-Kapitol in Washington aufgebahrt. Zahlreiche republikanische und demokratische Politiker erwiesen Lewis die letzte Ehre. Der amtierende US-Präsident Donald Trump blieb der Trauerfeiern fern.
Die Tageszeitung "New York Times" publizierte am Donnerstag einen Beitrag von John Lewis, den dieser für den Tag seiner Bestattung geschrieben hatte. Lewis appellierte an seine Mitbürger, Demokratie sei "kein Zustand", sondern Handlung. Jede Generation müsse handeln, um eine Gesellschaft zu schaffen, die "im Frieden mit sich selbst" leben kann.
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