Berlin (epd). Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" sieht sich gezwungen, ihr Isolationszentrum für Covid-19-Verdachtspatienten nahe dem Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos zu schließen. Gründe seien Bußgelder der lokalen Behörden und drohende Strafverfolgung, teilte die Hilfsorganisation am Donnerstag in Berlin mit. Die Behörden hätten Verstöße gegen Stadtplanungsvorschriften beklagt. Das am 6. Mai eröffnete Zentrum sei jedoch die einzige Einrichtung, in der Flüchtlinge mit Corona-Symptomen sicher isoliert werden könnten. Es sei mit Unterstützung der Behörden entstanden.
Die griechischen Behörden seien nicht in der Lage, den Weiterbetrieb des Isolationszentrums zu gewährleisten, kritisierte "Ärzte ohne Grenzen". Dabei bestehe weiter das große Risiko, dass die Corona-Pandemie das überfüllte Lager mit 15.000 Menschen in unhygienischen Verhältnissen erreiche. Ein Ausbruch in dem Camp könne schreckliche Folgen haben.
Auch nach der Schließung will die Nothilfeorganisation weiter Flüchtlinge auf Lesbos behandeln. Die Menschen in Moria hätten kaum Zugang zu Seife und fließendem Wasser, betonte "Ärzte ohne Grenzen". Deshalb könnten sie sich nicht durch regelmäßiges Händewaschen oder die Einhaltung von Abstandsregeln vor der Covid-19-Pandemie und anderen Krankheiten schützen.
Mehr als 300 Menschen gehörten zur Hochrisikogruppe. "Ärzte ohne Grenzen" und andere Organisationen fordern, dass besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aus Moria sofort in Sicherheit gebracht werden sollen. Die Bundesregierung hat im März im Rahmen einer europäischen Hilfsaktion die Aufnahme von 243 behandlungsbedürftigen Kindern mit ihren Angehörigen von griechischen Inseln zugesagt. 65 Kinder und Jugendliche wurden bisher nach Deutschland geflogen.