Frankfurt a.M., Harare (epd). In Simbabwe kostet der desolate Zustand des Gesundheitssystems nach Medienberichten Menschenleben. Sieben Babys seien am Montagabend im zentralen Krankenhaus der Hauptstadt per Kaiserschnitt totgeboren worden, weil Notmaßnahmen viel zu spät gekommen seien, berichtete der britische Sender BBC am Mittwoch unter Berufung auf Ärzte vor Ort. Das seien keine Einzelfälle, sagte ein Mediziner, der anonym bleiben wollte.
Viele Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte in Simbabwe streiken, weil es an Schutzkleidung gegen Corona und Masken fehlt. Sie fordern auch eine höhere Bezahlung in US-Dollar, da die simbabwesche Währung wegen der galoppierenden Inflation praktisch wertlos geworden ist. Einige Kliniken sind geschlossen, andere sind überfüllt. Im Juni war ein Korruptionsskandal bekanntgeworden. Der damalige Gesundheitsminister Obadiah Moyo soll unter anderem Corona-Schutzausrüstung zu weit überhöhten Preisen bestellt haben.
Die wirtschaftliche Lage der einstigen Kornkammer im südlichen Afrika ist düster. Nach UN-Angaben schrumpfte die Wirtschaft der 16 Millionen Simbabwer bereits 2019 um 6,5 Prozent infolge von Dürre und Misswirtschaft. Für dieses Jahr wird wegen Corona ein weiterer Rückgang um fünf bis zehn Prozent befürchtet. Bis Mittwoch wurden mehr als 2.800 Corona-Fälle und 40 Tote infolge von Covid-19 in Simbabwe erfasst. Nach vorübergehenden Lockerungen gilt nun wieder eine nächtliche Ausgangssperre von sechs Uhr abends bis sechs Uhr früh.
Kritik an der Regierung von Präsident Emmerson Mnangagwa wird harsch unterdrückt. Unter anderem wurden der Journalist Hopewell Chin'ono und der Aktivist Jacob Ngarivhume, die den Corona-Skandal aufdeckten, festgenommen. Für Freitag sind Proteste angekündigt. Es werden neue Ausschreitungen befürchtet.