Es gebe Angehörige, die für sich einen Weg gefunden hätten und versuchten, das Geschehen in ihr Leben zu integrieren. Anders sei es bei den Betroffenen. Da gebe es noch immer Menschen, die noch nicht ins Leben zurückgefunden hätten. "Das vergisst man nicht, wenn eine andere Person auf einem gestanden hat und man hat Todesängste erlebt."
Schwierig sei es auch für viele Einsatzkräfte, sagte der Seelsorger, der selbst beim Loveparade-Unglück in Duisburg im Einsatz gewesen ist. Für sie seien Angebote vorgesehen gewesen. Wegen der Corona-Pandemie sei das jedoch abgesagt worden. Das solle jedoch nachgeholt werden.
Gespräche mit Angehörigen und Betroffenen bleiben nach Worten des Diakons auch weiterhin wichtig. Reden helfe, betonte Bannert. Deshalb liefen Hilfsangebote weiter, etwa von der Stiftung "Duisburg 24.7.2010". Jedes Mal, wenn er selbst am Unglücksort sei, treffe er auf Menschen, die darüber reden wollten.
Am zehnten Jahrestag des Loveparade-Unglücks sollte am Freitagabend in Duisburg mit einer Gedenkfeier an die Opfer erinnert werden. Dazu sind ein stilles Gedenken und eine öffentliche Gedenkveranstaltung am Mahnmal vor dem Unglückstunnel geplant. Wegen der Corona-Pandemie können die Veranstaltungen zum zehnten Jahrestag nur mit einer begrenzten Teilnehmerzahl stattfinden. So sind bei dem öffentlichen Gedenken am Mahnmal nur 100 Menschen zugelassen.
21 Tote und mehr als 650 Verletzte
Bei dem Massengedränge im Tunnel und vor der Rampe zur Rave-Party waren am 24. Juli 2010 insgesamt 21 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 650 wurden verletzt. Das Landgericht Duisburg stellte den Strafprozess gegen mutmaßliche Verantwortliche Anfang Mai dieses Jahres ohne Urteil ein, weil das Zusammenwirken mehrerer Ursachen zu dem Unglück geführt habe und eine etwaige Schuld der verbliebenen drei Angeklagten nur noch als gering anzusehen sei.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte am Donnerstag zum zehnten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe an die Toten, Verletzten und Angehörigen erinnert. "Wir sind in unseren Gedanken und in unseren Gebeten bei den Opfern und fühlen mit den Angehörigen, die geliebte Menschen verloren haben", sagte der Ministerpräsident in Düsseldorf. "Die schrecklichen Ereignisse bei der Loveparade vor zehn Jahren haben das ganze Land erschüttert und in Trauer versetzt", erklärte Laschet. "Ein Tag, an dem junge Menschen fröhlich gemeinsam feiern wollten, endete in einer furchtbaren Katastrophe, in einem Albtraum, aus dem viele Menschen nicht befreit werden konnten - manche bis heute nicht."
In seiner Predigt bei der Andacht für die Angehörigen in der Salvatorikirche betonte Pfarrer Martin Winterberg laut Redemanuskript, dass die Verstorbenen "unverrückbar ein Teil unseres Lebens" seien und bleiben würden. Zudem habe sich die Tragödie "persönlich eingegraben" in die Geschichte der Stadt Duisburg. Die Toten hätten ein Vermächtnis hinterlassen, das es zu bewahren gelte.