Berlin (epd). Jugendlichen in Deutschland sind soziale Werte nach eigener Aussage wichtiger als Individualismus. Viele beklagten eine "Jeder-für-sich"-Mentalität und den fehlenden Zusammenhalt in der Gesellschaft, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Jugendstudie 2020 des Sinus-Instituts zu dem Thema "Wie ticken Jugendliche?". Das Sinus-Institut hat den Hauptsitz in Heidelberg und ist spezialisiert auf psychologische und sozialwissenschaftliche Forschung. Die befragten Jugendlichen haben demnach Angst vor zunehmender Polarisierung, Hass und Aggression. Auch der Klimawandel bereitet ihnen Sorgen.
Insgesamt seien Teenager heute ernsthafter und besorgter als früher, hieß es. Zeit für sich selbst haben oder "chillen" werde wichtiger. Feiern gehen und Spaßkultur verlören an Bedeutung, auch die Ära der Subkulturen scheine endgültig vorbei zu sein. Laut Studie streben viele ein bürgerliches Leben in der Mitte der Gesellschaft an. Für die meisten sei ein gutes, abgesichertes Leben wichtiger als Status, Erfolg und Aufstieg.
Studienleiter Marc Calmbach betonte, für alle seien Familie, Freunde, Vertrauen, Ehrlichkeit und Treue wichtig. Bei den Berufsvorstellungen spielten insbesondere weiche Faktoren eine Rolle wie Spaß an der Arbeit, Vereinbarkeit mit dem Privatleben und ein gutes Verhältnis zu Kolleginnen und Kollegen.
Auftraggeber der Jugendstudie waren unter anderem die Bundeszentrale für politische Bildung, die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz und der Deutsche Fußball-Bund. Befragt wurden 72 Jugendliche aus verschiedenen sozialen und Bildungsschichten. Die statistisch nicht-repräsentative Erhebung erscheint alle vier Jahre und will abbilden, was 14- bis 17-jährigen Teenagern wichtig ist.