Berlin (epd). Die katholische Entwicklungsorganisation Misereor warnt vor den politischen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie in den Ländern des globalen Südens und vor der Rückkehr einer Hungerkrise. "Aktuell beobachten wir auf den Südkontinenten Entwicklungen, die schmerzen", sagte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2019. So
wirke Corona in Südamerika wie ein "katastrophaler Brandbeschleuniger". Die politischen Spannungen in Ländern wie Brasilien und Chile nähmen zu, Menschenrechtsverletzungen wie die Vertreibung indigener Völker wüchsen im Windschatten der Pandemie, die Menschen hätten keine Arbeit, "der Hunger kommt wieder", sagte Spiegel.
"Auch in Asien ist die wichtigste Botschaft, dass Menschen eher verhungern als am Virus sterben", sagte der Misereor-Hauptgeschäftsführer. Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten träten dort durch die Corona-Krise deutlicher zutage. Gleichzeitig werde die Pandemie zur weiteren Beschränkung zivilgesellschaftlichen Engagements missbraucht. Menschenrechtsaktivisten würden verfolgt, Grundfreiheiten eingeschränkt und oppositionelle Aktivitäten unterdrückt.
In den Ländern Afrikas seien wiederum die Folgen des Lockdowns gravierender als die des Virus selbst, sagte Spiegel. Lieferketten seien gerissen, Tagelöhner hätten keine Arbeit mehr, auf den Straßen nehme die Zahl der Bettler zu. Misereor hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 232,3 Millionen Euro in die Entwicklungszusammenarbeit investiert.