Erkelenz, Aachen (epd). Tagebaugegner haben auch am Dienstag gegen die Abrissarbeiten der L277 zum Tagebau Garzweiler protestiert. Am Vormittag blockierten sieben Aktivisten die Fahrbahn bei Lützerath, wie die Polizei Aachen mitteilte. Einige Demonstranten, die sich nicht ausweisen konnten, seien zur Identitätsfeststellung in das Polizeigewahrsam nach Mönchengladbach gebracht worden. Zuvor hatten sich fünf Demonstranten mit einem sogenannten "Lock-on" miteinander verbunden. Nachdem sie der Aufforderung der Polizei nach Abbruch der Aktion nicht nachgekommen seien, habe eine technische Einheit der Polizei die Vorrichtungen gelöst.
Gegen alle sieben Aktivisten wurden laut Polizeiangaben ein Strafverfahren wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs eingeleitet. Ein Strafantrag sei von der RWE Power AG gestellt worden.
Eine weitere Protestaktion fand am Vormittag in Höhe der Ortslage Keyenberg statt. Dort blockierten nach Angaben der Polizei mehrere Demonstranten die Fahrbahn. Nach einer Ansprache durch die Polizei hätten diese die Fahrbahn wieder freigegeben. Ein Mann sei von der Polizei daran gehindert worden, eine laufende Arbeitsmaschine zu besteigen. Gegen einige der Demonstranten wurden Strafverfahren wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Nötigung und Hausfriedensbruch eingeleitet.
Die Initiative "Die Kirche(n) im Dorf lassen" kündigte für Mittwoch Mahnwachen an der Landstraße bei Keyenberg und bei Lützerath an. "Für uns als Christen ist es wichtig, hier ein deutliches Zeichen gegen die Zerstörung durch RWE und deren Unterstützung durch ein immenses Polizeiaufgebot zu setzen", erklärte die evangelische Theologin Cornelia Senne von der Initiative. Man hoffe weiter darauf, dass die sechs betroffenen Dörfer noch zu erhalten sind, erklärte Senne. Die Initiative "Die Kirche(n) im Dorf lassen" hatte im vergangenen Juni eine Petition zum Erhalt der Kirchen in den Dörfern am Rand des Tagebaus Garzweiler veröffentlicht.
Garzweiler II gehört zu den Abbaugebieten des Rheinischen Braunkohlereviers. Die Kohle liegt etwa 200 Meter tief. Ursprünglich war ein Betrieb bis 2045 geplant. Nun hat der Bund allerdings den Kohleausstieg bis spätestens 2038 beschlossen. Die verbleibenden Orte sollen noch im Laufe der kommenden Jahre abgebaggert und die Bewohner umgesiedelt werden. Am Sonntag hatten etwa 700 Menschen für einen schnelleren Ausstieg aus der Kohle protestiert.