Denn die 2016 mit 83 Jahren verschiedene Ilse Geiger verfügte in ihrem Nachlass, dass ihr Erbe an ihre jüngere Schwester Margarete und an die evangelische Martinskirche in ihrer badischen Heimat Berghausen (Gemeinde Pfinztal) geht. Margarete gründete daraufhin den "Ilse und Margarete Geiger-Stiftungsfonds Berghausen". Damit haben die Schwestern "ihrer" Kirche bereits eine vierte Glocke geschenkt, die Renovierung der Orgel in Auftrag gegeben und die Erneuerung der Kirchenfenster ist angedacht.
Die 80-jährige Margarete Geiger ist eine zierliche sanfte Frau, eine Gehbehinderung zwingt sie an einen Rollator. In ihrer gemütlichen Wohnung erzählt sie, dass sie und ihre Schwester "echte Berghausener" seien. In dem nahe bei Karlsruhe gelegenen Ort geboren, sind sie für immer geblieben. "Die Kirche war dabei immer unsere Heimat", betont sie.
Die frühere Bürokraft war in der Jungschar, regelmäßige Gottesdienstbesucherin und singt bis heute im Kirchenchor. Darüber hinaus besucht sie für ihre Gemeinde 80-jährige Geburtstagskinder und sammelt Spenden. "Für die Umsetzung unserer Projekte ist genug Geld da, aber wir brauchen noch etwas für Erhaltung und Wartung", so die Rentnerin.
Zu ihrer Schwester, die ebenfalls im Büro gearbeitet hat, hatte sie immer eine enge Beziehung. Jahrzehntelang lebten sie in verschiedenen Wohnungen im selben Haus. Geheiratet haben beide nie. "Es hat sich nicht ergeben", sagt Margarete Geiger. Nur Patenkinder habe sie, die bekämen auch einen Teil ihres Erbes. Noch gut erinnert sie sich daran, wie sie als kleines Mädchen in Kellern und Luftschutzbunkern die Ausbombung Berghausens erlebte. Damals verschwanden auch die Glocken der Martinskirche.
"Die Nazis schmolzen sie ein, um Waffen daraus zu machen", berichtet Geiger. 1950 begleitete sie als Ehrendame die Weihe neuer Glocken. Obwohl im Glockenstuhl jedoch Platz für vier Glocken gewesen wäre, wurden nur drei aufgehängt. "Für mich und meine Schwester war es immer ein Herzenswunsch, eine vierte Glocke in der Gemeinde erschallen zu lassen", erzählt sie. Sie mag Vollkommenheit.
Nach Einrichtung der Stiftung war das möglich: 2018 wird in einer Zeremonie mit rund 20 Gästen die 280 Kilo schwere Glocke "Hosianna" gegossen. Geiger sagt, es sei ein Erlebnis gewesen, auf einem Video sieht man sie Tränen vergießen. Ungefähr 20.000 Euro kostete die Glocke.
Derzeit ist die Renovierung der Orgel dran. Eine Firma sei bereits beauftragt. Da diese jedoch stark ausgelastet sei und auch wegen der Corona-Krise werde die Renovierung dieses Jahr nicht mehr klappen, sagt Margarete Geiger. Die Kostenschätzung liegt bei 40.000 bis 60.000 Euro. "Man hat mir gesagt, dass es auch billigere Möglichkeiten gibt - aber eine Orgel ist eine Orgel und sollte im Originalzustand bleiben", betont Geiger. Sie hoffe nur, dass die Corona-Krise bald beendet sei und die Orgel von zahlreichen Gottesdienst-Besuchern gehört werden könne. Ihre Ersparnisse werden nach ihrem Tod ebenfalls in die Stiftung eingehen - für die Renovierung der Kirchenfenster. Das ist schon entschieden, sagt sie.
Ilse und Margarete Geiger sind mit ihrem Stiftungsengagement aber nicht allein. In der Evangelischen Landeskirche in Baden gibt es alleine mehr als 30 Stiftungen, die sich nur einer einzigen Gemeinde widmen, sagt Torsten Sternberg, Fundraisingbeauftragter der Landeskirche.