London, Addis Abeba (epd). Amnesty International fordert von Äthiopien Aufklärung über den Verbleib von Politikern, Journalisten und anderen Menschen, die Ende Juni bei Protesten festgenommen wurden. In der Hauptstadt Addis Abeba und in der Region Oromia seien mindestens 5.000 Menschen festgenommen und viele an unbekannten Orten in Isolationshaft gesteckt worden, kritisierte die Menschenrechtsorganisation am Samstag in London. Nach dem Mord an dem Oromo-Sänger Hachalu Hundesa war es zu Protesten gekommen, die an manchen Orten in Gewalt umschlugen. Dabei starben mindestens 177 Menschen.
Unter den Inhaftierten seien Oromo-Politiker wie Jawar Mohammed und Eskinder Nega. In vielen Fällen hätten Anwälte und Angehörige keine Informationen erhalten, wo die Gefangenen festgehalten werden. Die Familien seien in großer Sorge, auch wegen der Gefahr einer Corona-Infektion im Gefängnis. Die Inhaftierten müssten entweder angeklagt oder freigelassen werden, forderte Amnesty.
Nach der Ermordung Hundesas wurden zwei Männer unter Tatverdacht festgenommen. Sie sind offenbar Mitglieder der oppositionellen Tigray-Befreiungsfront. Die Regierung wirft der TPLF vor, mit dem Tod des Musikers bewusst ethnische Konflikte anstacheln zu wollen. Die Oromo sind die größte Bevölkerungsgruppe in dem nordostafrikanischen Land.
epd et