Bielefeld (epd). Der Fleischkonzern Tönnies will die bisher über Werkverträge beschäftigten Mitarbeiter künftig bei eigenen Tochtergesellschaften anstellen. Bereits bis September sollten die ersten 1.000 Werkvertragsarbeiter direkt bei Firmen der Gruppe angestellt werden, sagte Konzernchef Clemens Tönnies dem in Bielefeld erscheinenden "Westfalen-Blatt" (Samstag). Konzernweit werden laut Zeitungsbericht derzeit 9.333 der 18.734 Beschäftigten von Subunternehmen gestellt. Die Bundesregierung plant zum Jahreswechsel ein Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischindustrie.
Zugleich kündigt der Unternehmenschef Veränderungen bei der Wohnsituation der Beschäftigten an: "Wir wollen, dass die 30 Prozent der Mitarbeiter, die heute nicht privat wohnen, zu einem vorgegebenen Standard wohnen können." Tönnies sprach sich zudem für eine Erhöhung des Mindestlohns für die Fleischwirtschaft aus. Das könne er aber nicht alleine machen, "da muss die Branche insgesamt mitziehen".
Die gegen ihn und das Unternehmen erhobenen Vorwürfe nach dem massiven Corona-Ausbruch im Fleischwerk in Rheda-Wiedenbrück wies der Konzernchef zurück. "Wir haben uns immer an Recht und Gesetz gehalten", sagte er der Zeitung. Versäumnisse im Kampf des Unternehmens gegen das Virus sieht er nicht. Es habe intensive Kontrollen gegeben, Beanstandungen seien umgehend abgestellt worden. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelt gegen Tönnies wegen des Anfangsverdachts auf fahrlässige Körperverletzung und Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz.
Der Unternehmer betonte indes, die Infektion von mehr als 1.400 Mitarbeitern sei nicht auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der osteuropäischen Werkvertragsarbeiter zurückzuführen. Ursächlich für die plötzliche und massive Ausbreitung sei vielmehr die Umluftkühlung gewesen.
Offen zeigt sich Tönnies für die von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) angekündigte Einführung einer Tierwohlabgabe. Ein solcher Aufschlag beim Fleischpreis werde sich allerdings "im Laden garantiert nicht unerheblich auswirken", sagte der Unternehmer. "Der Verbraucher muss wissen, dass er tiefer in die Tasche greifen muss."