Berlin (epd). Mit einer schwul-lesbischen Pride-Parade wollen Aktivisten in der russischen Community in Berlin für Vielfalt und Toleranz werben. Der Zug werde am Samstag durch den Stadtteil Marzahn ziehen, weil dort der Anteil russischer Bewohner sehr hoch sei, sagte die Sprecherin des Vereins Quarteera, Victoria Plekhanova, der Berliner "tageszeitung" (Freitag). Die lesbische, schwule und queere Community sei dort "immer wieder großer Ablehnung" ausgesetzt.
"Viele leben zwar schon lange in Deutschland, sind aber mit der Seele russisch und stehen auch politisch dem russischen Regime nahe", sagte Plekhanova: "Da passt ein nicht-heterosexuelles Paar einfach nicht ins Weltbild." Dies gelte auch für diejenigen, die schon in zweiter oder dritter Generation in der Stadt leben, sagte die Sprecherin des Vereins zur Vernetzung der russischstämmigen lesbisch-schwul-queeren Community: "Anfeindungen wie 'Satan' oder 'Teufel' sind keine Seltenheit."
In Russland sei ein Gesetz geplant, das gleichgeschlechtlichen Paaren verbieten soll, zusammenzuwohnen, sagte Plekhanova: "Wir versuchen, der Diskriminierung mit Bildung und Aufklärung zu begegnen. Und hoffen, dass man uns zuhört." Die meisten wüssten gar nicht, "warum sie uns hassen", erklärte die Sprecherin: "Es ist einfach erlernt."
Nun gehe es darum zu zeigen, dass Nicht-Heterosexuelle ganz normale Menschen seien, "mit Sorgen und Kummer, wie jeder andere auch", sagte Plekhanova: "Das zu zeigen, ist die einzige Möglichkeit, Verständnis zu schaffen."