Freiburg (epd). Caritas International hat die Weltgemeinschaft zu stärkerer Unterstützung notleidener Menschen aufgerufen. Dabei fehle es nicht an finanziellen Mitteln, sondern am politischen Willen, kritisierte der Präsident des katholischen Hilfswerks, Peter Neher, am Mittwoch in Freiburg. Während die EU-Geberkonferenz jüngst 7,4 Milliarden Euro für einen Impfstoff gesammelt habe, sei der Corona-Hilfsfonds der Vereinten Nationen erst zu einem Fünftel gefüllt. Weil die die Zahl der Corona-Infizierten weltweit weiter ansteige, würden dafür weitere sieben Milliarden Dollar benötigt.
Die Pandemie offenbare bestehende soziale Missstände und deren tiefer liegende Ursachen. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um Fabrikarbeiter in Indien oder osteuropäische Arbeiter in den Fleischfabriken Deutschlands handle. Die gesellschaftliche Ungleichheit habe vor allem für die Bevölkerungsgruppen am Rand der Gesellschaft tödliche Folgen, sagte Neher.
Er kritisierte zudem die europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik. Dass auf den griechischen Insel Geflüchtete unter katastrophalen, menschenunwürdigen Umständen lebten, sei ein beschämendes Ergebnis einer "zu Kompromissen unfähigen Asylpolitik". Europa müsse endlich Lösungen für die geflüchteten Menschen und die Einheimischen auf den Inseln finden. Ein gemeinsames europäisches Handeln sei auch erforderlich, um die Friedensbemühungen in Syrien, in Afghanistan oder im Südsudan zu unterstützen.
In humanitäre Unterstützung hat das Hilfswerk im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben mehr als 82 Millionen Euro investiert. Dies sei ein neuer Höchststand. Trotz der Corona-Krise habe es in der ersten Jahreshälfte 2020 eine hohe Spendenfreudigkeit gegeben, die ein Drittel über der Planung liege.