Wiesbaden (epd). Die Corona-Krise hat die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern einer Studie zufolge nicht gravierend verändert. Allerdings seien die Unterschiede beim Zeitaufwand von Müttern und Vätern für Haus- und Familienarbeit geringer geworden, heißt es in der Studie "Eltern während der Coronakrise - Zur Improvisation gezwungen". "Eine pauschale Re-Traditionalisierung in der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung lässt sich empirisch nicht bestätigen", sagte der Forschungsdirektor des Instituts, Martin Bujard, am Dienstag in Wiesbaden.
Seinen Worten zufolge ist das Gegenteil der Fall. "Viele Väter engagieren sich deutlich stärker in der Familienarbeit als vor der Corona-Krise. Auch stehen viele Mütter in systemrelevanten Berufen ihre Frau, zusätzlich zur Familienarbeit."
Diesen Trend belegen laut Bujard die Angaben über die Zeit, die für die Familien- und Hausarbeit aufgewendet wurde: Bei Müttern stieg sie von 2018 bis zum April 2020 von 6,6 auf 7,9 Stunden pro Tag an, bei Vätern von 3,3 auf 5,6. Ein Anstieg zeigt sich besonders bei Vätern in Kurzarbeit, die während des Corona-Lockdowns 8,1 Stunden Familienarbeit leisteten.
Die Gründe sehen die Autoren der Studie unter anderem darin, dass viele Väter in Kurzarbeit und somit mehr für die Familienarbeit verfügbar waren. Zugleich arbeiten aber mehr Mütter (52 Prozent) als Väter (34 Prozent) in systemrelevanten Berufen und konnten etwa bei Jobs im Gesundheitswesen nicht ins Homeoffice wechseln.
Eltern, aber vor allem Mütter, standen in Zeiten des Corona-Lockdowns vor bisher einzigartigen Herausforderungen zwischen Job und Familienarbeit, wie Instituts-Direktor Norbert F. Schneider hervorhob: "Sie mussten ihren Berufsalltag oft komplett neu organisieren und gleichzeitig zu Hause die ganztätige Betreuung beziehungsweise Beschulung der Kinder übernehmen." Teilweise Entlastung durch die Kindernotbetreuung habe es nur für insgesamt 3,4 Millionen Eltern in systemrelevanten Berufen gegeben.