Bonn, Dohuk (epd). Die Hilfsorganisation Care warnt vor den Folgen der Corona-Pandemie für den Irak. Besonders betroffen seien die ärmsten Gemeinden, darunter mehr als 1,4 Millionen intern Vertriebene, die seit Jahren in Camps lebten, erklärte die Organisation am Dienstag in Bonn. Die humanitäre Hilfe in dem Land sei alarmierend unterfinanziert: Im Kampf gegen das Coronavirus fehlten rund 87 Prozent der benötigten Gelder, um lebenswichtige Dinge wie Wasser, Hygienedienste, Nahrungshilfe und wirtschaftliche Unterstützung zu leisten. Die Corona-Zahlen stiegen rasant und lägen mittlerweile bei mehr als 77.000 Infektionen und über 3.000 Todesfällen.
In den Flüchtlingslagern könnten die Menschen wegen der Pandemie und der Beschränkungen teilweise nicht mehr überleben, erklärte die Hilfsorganisation. Einige kehrten trotz anhaltender Gewalt und Ausgangssperren nach Jahren in ihre Heimatorte zurück, obwohl sie dort Gewalt und Traumata erlitten hätten und nichts mehr besäßen. Eine Umfrage von Care-Partnern und anderen Organisationen unter 1.400 Menschen im Irak habe gezeigt, dass 74 Prozent ihre Mahlzeiten reduzieren müssen. 66 Prozent hätten an Hygieneartikeln wie etwa Seife sparen müssen.
Prognosen für das Jahr 2020 gingen von einer Verdoppelung der Armutsrate im Irak von 20 auf 40 Prozent aus. Die Hilfsorganisation zeigte sich vor allem besorgt über die Situation von Frauen und Mädchen: Durch die Ausgangsbeschränkungen seien sie häufiger häuslicher Gewalt ausgesetzt und dürften zum Teil nicht einmal für medizinische Behandlungen das Haus verlassen.