Man könne den Soldaten nicht pauschal die Wertschätzung entziehen, sondern müsse im Gegenteil auch dankbar für ihren Einsatz sein, sagte Bischof Sigurd Rink bei seiner Abschiedspressekonferenz in Berlin. Dieses Thema sei ihm in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden, denn schließlich hätten Soldaten und Polizisten ihre Mandatierung durch den Rechtsstaat.
Gedanken über neue Dienstpflicht
Rink war 2014 als erster hauptamtlicher Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eingeführt worden. Davor war das höchste Amt der evangelischen Militärseelsorge in Deutschland ein Nebenamt. Der Militärbischof leitet die Seelsorge an den Militärstandorten. Im Oktober wird der frühere EKD-Bevollmächtigte Bernhard Felmberg Rinks Nachfolger in diesem Amt. Rink wechselt nach sechsjähriger Amtszeit auf eine Stelle im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung. Am 22. Juli wird er in der St. Louis-Kirche der Julius-Leber-Kaserne in Berlin - unter Corona-Hygienebedingungen - verabschiedet.
Der Militärbischof sprach sich dafür aus, den Freiwilligendienst bei der Bundeswehr zu stärken und sich auch grundlegend Gedanken über eine mögliche Dienstpflicht zu machen. Deutschland müsse aufpassen, dass die Streitkräfte immer in der Mitte der Gesellschaft verankert seien und nicht wie in der Weimarer Republik zu einem Staat im Staate würden. Zu Zeiten der Wehrpflicht sei es anders gewesen. "In jeder Großfamilie war jemand mit der Bundeswehr verbunden", sagte Rink. Es brauche solche integrierenden Momente. In anderen Ländern wie Südafrika oder teilweise auch in den USA hätten viele gesellschaftliche Gruppierungen nichts mehr miteinander zu tun. Dabei sei Anteilnahme an der Lebenswirklichkeit anderer Menschen ausgesprochen wichtig für den Zusammenhalt.
Von den mehr als 180.000 Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr sind gut 53.000 evangelisch (rund 29 Prozent) und knapp 41.000 römisch-katholisch (etwa 22 Prozent). Es gibt 105 evangelische und 80 katholische Militärgeistliche.